Gedanken-Mix

2024 – Das neue Jahr

Hallo alle zusammen, schön, dass ihr da seid. Es gehört zu meiner Tradition, zum Neujahr auf das alte Jahr zu schauen und das kommende zu begrüßen. Dabei lege ich meinen Kurs für die nächsten Monate fest und reflektiere, was ich geschafft habe. Manchmal gibt es ein Motto, manchmal führe ich nur stichpunktartig auf, was passiert ist. Heute geht es um 2024. Ein ganz besonderes Jahr. Wieso, weshalb, warum, das lest ihr im Beitrag.

Was war 2023 los?

Zuerst ein Blick auf das vergangene Jahr. Ich hatte viele unfassbar tolle Momente mit meinen Schreibkolleg*innen und mit den lieben Menschen um mich herum. Das Jahr war randvoll mit Arbeit, die ich nach meinen Brotjob erledigte und sich teils bis in die Abendstunden zog. Besonders die Veröffentlichung von „Dunkle Pfade, scharfe Zähne“ im September hatte es in sich. Doch ich bin stolz, dass ich das Projekt gemeinsam mit neun Autor*innen auf die Beine stellen konnte. Ein Dank geht auch hier noch einmal raus an alle, die uns tatkräftig unterstützt haben. Darunter auch die DJG Berlin. Ihr seid wundervoll!

Im Bereich Coverdesign ist bei mir in diesem Jahr auch wieder viel passiert. Entwerfen durfte ich insgesamt drei Cover. Band 3 von Amalia Frey für ihre Herstory „Alvine Hoheloh„, für Anne Zandts Debüt „Im Jahr des Mondes“ sowie für „Dunkle Pfade, scharfe Zähne“.

Schreibend bin ich gemäß meinem Motto mit „viel Spaß in den Text“ gut vorangekommen. Entstanden sind insgesamt drei Kurzgeschichten „Festgefahren“, „Das Psychometer“ und „Nachts im Aquarium“. Eine der Geschichten wurde veröffentlicht, die anderen beiden warten darauf, gelesen oder gehört zu werden. Ich habe ein paar Ideen, wie ich sie euch zeigen kann, aber es ist alles noch sehr schwammig. Wenn etwas ansteht, erfahrt ihr es als erstes auf Instagram.
Doch das wichtigste Projekt fehlt noch in der Reihe: „Bezirk Null“. Ich konnte das Manuskript endlich ein gutes Stück vorantreiben. Es bleibt noch immer abzuwarten, wann ich die Veröffentlichung schaffe, doch ich bin zuversichtlich, dass es gar nicht mehr so lange dauert. 😉 Für alle, die es nicht wissen, Bezirk Null ist Band 2 von Silver Coin 203, das Buch ist bereits 2016 erschienen und eine Dystopie für Erwachsene. Mit viel Action, verschiedenen Perspektiven und packender Gesellschaftskritik.
Das heißt 2023 war für mich ein extrem gutes Jahr und das habe ich allen voran meinen Freund*innen und euch, meinen Fans und Followis, zu verdanken.

Wie gestalte ich 2024?

2024 ist besonders, denn es ist das zehnjährige Jubliäum meines Debüts „Sieben Raben„. Ich kann es selbst kaum glauben, aber die Zahlen lügen nicht. Vor zehn Jahren ist meine Märchenadaption erschienen und seitdem gehe ich Schritt für Schritt als Indie Autorin vorwärts. Ich schreibe noch immer Geschichten mit nahem Bezug zur Realität, mit widersprüchlichen Figuren und düsterer Fantasy. Mit pragmatischem Ton lotse ich euch in abgründige Zukunftsstädte, in geheime Zwischenwelten und beschwöre dunkle Mächte aus dem Untergrund herauf. Trotzdem habe ich sehr viel gelernt. Dass ich mich nicht verstecken muss, dass es okay ist, nicht für die Masse zu schreiben und dass Kunst, wie meine Schauspielfreundin Rahel Schöppenthau mir kürzlich sagte, dazu da ist, um meine Perspektive auf die Welt einzufangen, damit ihr sie erleben könnt.

„Die Leidenschaft leben und noch mehr Menschen erreichen.“

Ich nehme das Zehnjährige zum Anlass, mich und mein Schreiben neu zu erfinden. Ohne Perfektionismus, sondern mit Leidenschaft. Ich will wieder kreativer sein, mich nicht zu sehr an Kleinigkeiten festbeißen, sondern lieben, was ich mache. Und das ist gar nicht so einfach, denn der Buchmarkt ist hart und kann frustrieren, doch das ist kein Grund, meine Geschichten aufzugeben. Im Gegenteil, ich schreibe, weil die Worte aus mir fließen und sie mich erfüllen. Weil sie mein Ich sind und mich ausmachen. Und ich hoffe, ich kann euch wieder genauso mitreißen wie die Jahre zuvor.

Welche Termine könnt ihr euch merken?

Leipziger Buchmesse: Ich werde vom 21. bis zum 22. März in Leipzig sein.

Buch Berlin: Zusammen mit Stella habe ich für September bereits einen Stand gebucht. Ihr findet uns dort als Ausstellerinnen vom 21. bis 22. September.

Ansonsten bin ich ganzjährig auf Instagram anzutreffen. 🙂

Weitere Neujahrsbeiträge

2023// 2022 // 2021 // 2020 // 2019 // 2017 // 2016

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Beitragsbild via Depositphoto von grandfailure.

Gedanken-Mix, Schreibarbeit

NaNoWriMo 2023: Ein Fazit

Morgen ist der November schon wieder vorbei und damit endet auch der National Novel Writing Month (NaNoWriMo). Jedes Jahr stecken sich tausende Schreibende das Ziel, 50.000 Wörter in einem Monat zu schreiben und bestenfalls ihr Manuskript zu beenden. Ich habe in diesem Jahr wieder teilgenommen. Allerdings ohne den Anspruch, das hohe Ziel zu erreichen. In diesem Beitrag findet ihr mein kurzes Fazit.

Taugt der Schreibmonat als Motivation?

Ich kann die Frage grundsätzlich bejahen. Für mich dient der Schreibmonat im November als Motivation und hilft mir dabei, Zeit für das Schreiben zu finden. Was manchmal gar nicht so leicht ist, wenn man seine lieben Menschen treffen möchte oder im Brotjob stark eingespannt ist. Es geht mir im NaNoWriMo nicht darum, so viele Wörter wie möglich aufs Papier zu bringen, sondern eine Routine zu finden, durch die ich mich wieder regelmäßig mit meiner Geschichte beschäftigen kann. Ob das dann gedanklich, schreibend, überarbeitend oder recherchierend ist, spielt keine Rolle. Die Hauptsache ist, in kleinen Schritten dem fertigen Manuskript entgegenzuschreiten. Elegant und bestenfalls mit viel Spaß an der Sache.

Denn nicht ohne Grund wird der NaNoWriMo kritisiert. Die hohe Wortzahl setzt Schreibende unter Druck und ist nur schwer zu erreichen, wenn man Familie und Brotjob mit dem Schreiben vereinbaren muss. Täglich wollen etwa 1.700 Wörter getippt werden, damit die riesige Zahl geschafft werden kann. Das kann schnell demotivieren und unter Druck setzen. Zumal es meiner persönlichen Ansicht nach auch nicht sinnvoll ist, einfach irgendwas zu tippen, nur um eine bestimmte Wortzahl zu schaffen. Hier beißt sich Qualität mit Quantität. Ich persönlich habe den NaNoWriMo nur ein Mal gewonnen und blende die Wortzahlen so gut es geht aus, damit ich dran bleibe. Stattdessen mache ich mir gern Listen, in denen ich mir notiere, welche Abschnitte ich geschafft habe oder wie stark mein Manuskript gewachsen ist. Das motiviert mich deutlich mehr als eine fixe Wortzahl.

Was war mein Projekt beim NaNoWriMo?

Auch in diesem Jahr habe ich am zweiten Band von Silver Coin 203 gearbeitet. Eine dystopische Geschichte mit Action, unterschiedlichen Erzählperspektiven, Techniktalk, emotionalen Momenten und einer charismatischen Antagonistin. Immerhin konnte ich ein Viertel aller Szenen überarbeiten, habe das Ende in einer groben Form geschrieben und die letzten Zwischenkapitel geplottet. Da ich seit Jahren an dem Manuskript arbeite, picke ich mir einzelne Szenen heraus, an denen ich mich wild austobe. Dazu lese ich die Szene, sollte sie schon geschrieben sein, durch und überlege mir, welche Lücken bestehen, dann starte ich mit dem Finetuning. Ändere Dialoge, kürze weg, ergänze und schreibe um. Oder, sollte die Szene noch nicht geschrieben sein, notiere ich mir die groben Plotpunkte und tippe langsam den Film nieder, der beim Schreiben stets in meinem Kopf läuft.

Für mich ist mein diesjähriger Fortschritt ein riesen Erfolg, denn von März bis Oktober war ich zum größten Teil mit der Veröffentlichtung von „Dunkle Pfade, scharfe Zähne“ beschäftigt. Mein Kopf war voll mit allen möglichen Themen nur nicht mit meinem Manuskript, das in diesem Monat so stark gewachsen ist wie schon lange nicht mehr.

Wieso ich die 50.000 Wörter nicht mehr knacken will?

Schon als ich 2015 das erste Mal am NaNoWriMo teilgenommen habe, war ich nicht sicher, ob ich so viele Wörter schreiben können würde. Damals startete der Monat jedoch an einem Sonntag und ich konnte erheblich vorarbeiten. Zumal ich nur einen 20 Stunden Nebenjob hatte, der zwar emotional anstrengend, aber auch nicht besonders fordernd war. Sprich, ich hatte viel Zeit. Heute ist das anders. Ich presse meine Schreibzeit zwischen viele Termine. Teils habe ich nur eine Stunde am Tag, die ich konzentriert arbeiten kann.

2015 konnte ich außerdem irgendwie drauflos schreiben. Heute muss ich mir einen Tag vorher überlegen, was in der Szene vorkommt, die ich schreiben werde. Wenn die Zeit nicht da ist, weil ich von sieben Uhr bis zwanzig Uhr den Tag gefüllt habe, dann bringt es auch nicht viel, mich abends zum Schreiben zu zwingen. In der Regel muss ich die Szenen dann nachträglich so stark überarbeiten, dass ich sie auch gleich löschen könnte.

Ich brauche zudem zwischen intensiven Schreibphasen immer mal Pausen von mehreren Tagen, die mein Kopf freipusten. Da kann ich über die Figuren nachdenken, über das was gesagt wird, wie ich vielleicht noch mehr aus einer Szene herausholen kann und und und. Meine Arbeitsweise hat sich einfach komplett verändert und passt nicht mehr zum Stil des NaNoWriMo.

Was ist mein Fazit?

Ich bin dieses Jahr noch nicht ganz sicher, wie ich den NaNoWriMo abschließend bewerten soll. Einerseits bin ich sehr stolz, andererseits habe ich mich zum Ende hin eher demotiviert gefühlt, da ich abends keine Energie mehr zum Schreiben hatte. Es ist ein seltsames Für und Wider. Letztlich habe ich mir aber endlich mal wieder richtig Zeit für mein Projekt freigeschaufelt und das ist ja schon ein Erfolg, oder nicht?

Wie habt ihr den NaNoWriMo dieses Jahr erlebt? Habt ihr mitgemacht oder ist euch das zu stressig?

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Mehr über mich und mein Schreiben findet ihr auf Instagram.
Oder ihr werft einen Blick auf meine Publikationen.

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2022 – Auf ein Neues

Es ist soweit. Ein Jahr hat sich verabschiedet und ein neues öffnet seine Türen. Wie jedes Jahr möchte ich anlässlich dieses Neustarts mit euch einen Rückblick wagen und auch meine Ziele formulieren. Zuerst aber „Frohes Neues“ euch allen da draußen! Schön, dass ihr da seid. 2021 ist wahrlich nicht das beste Jahr gewesen, die Pandemie hing über allem wie ein Damoklesschwert – und trotzdem gab es viele schöne, unvergessliche Momente.

Rückblick 2021

Die erste Hälfte von 2021, in der ich die meiste Zeit damit verbrachte, auf einen Impftermin zu warten, habe ich angefangen, mich wieder mehr mit Japan zu beschäftigen. Japanischlernen inklusive. Viele Vokabeln sind mit den Jahren völlig in Vergessenheit geraten, genauso wie das Schreiben oder Sprechen. Erstaunlich ist aber doch, dass man Sprachen nie völlig verlernt und ein wenig Auffrischen Wunder bewirkt. Auf Instagram findet ihr in meinem Feed eine Japan-Post-Reihe mit Erinnerungen von meinen Aufenthalten. Ich plaudere auch etwas über weniger bekannte Details der japanischen Kultur.

Ein weiteres Highlight 2021 war im Herbst die Veröffentlichung der Benefiz-Anthologie Dunkle Federn, scharfe Krallen. Mit sechs großartigen Autorinnen habe ich seit 2020 an dem Projekt gearbeitet. Wir haben düstere Tiergeschichten mit phantastischen Elementen geschrieben, in denen je ein Tier eine tragende Rolle spielt. Ein wahres Herzensprojekt, denn alle Erlöse spenden wir an den Verein „Stark für Tiere e.V.“ Inzwischen haben wir viele tolle Rezensionen erhalten und konnten einen beachtlichen Betrag spenden. Danke an alle, die mitgeholfen, gekauft, gelesen oder moralisch unterstützt haben. 🙂

Und dann fand im November doch wirklich wieder die Buch Berlin statt. Zusammen mit meiner besten Kollegin Stella Delaney hatte ich wieder einen Stand. Es war eine Wohltat unter Buchmenschen sein zu können und die Krise kurz zu vergessen. Wir konnten spannende Gespräche führen, neue Ideen entwickeln und unheimlich leckeren Kaffee trinken.

Mein Plan für 2022

Auch dieses Jahr habe ich mir ein Motto gesetzt, das mich die Monate über begleiten wird. Letztes Jahr war es: „Wir entscheiden, was mir mit der Zeit anfangen, die uns gegeben ist“ aus der Verfilmung von Herr der Ringe. Dieses Jahr flog mir das Motto eher zufällig zu, da es mich seit einigen Monaten beschäftigt. Es lautet „Arbeite kontinuierlich an deinen Träumen.“ Der Fokus liegt dabei auf kontinuierlich.
Ich habe mich bewusst gegen „so viel und so schnell wie möglich“ entschieden und werde in ruhigen Schritten stetig vorwärts gehen. Bedacht und mit den Energiereserven, die ich nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch aufbringen kann.
Wieso mache ich das? Wer mir seit längerer Zeit folgt, weiß, dass ich nicht selten von Zweifeln geplagt werde. Meistens wische ich sie beiseite, um durch ein klares Glas voller Möglichkeiten zu schauen, doch sie sind immer da. So wie bei vielen Anderen, die in der Kreativbranche arbeiten. Bis vor einiger Zeit nahm ich an, dass ich als Autorin immer hundert Prozent geben muss, ganz egal, ob das auf Dauer unmöglich ist. Ich hatte mir ein unschaffbares Arbeitspensum auferlegt, das mich blockiert und erdrückt hat. Zumal bei einem solchen Pensum kein Platz für Krisen oder private Veränderungen ist. Daher heißt es ab sofort alles mit Gemach!
Was genau habe ich nun eigentlich vor? Geplant ist bisher eine online Lesung aus „Dunkle Federn, scharfe Krallen“ am 29. Januar ab 18Uhr, ein Podcast mit Claudi Feldhaus und Regina Lehrkind, eine Horror-Anthologie, die ich als Co-Herausgeberin mitgestalten darf, die Buch Berlin 2022 mit Stella Delaney und die Fertigstellung der Rohfassung für Silver Coin 203 II. Außerdem habe ich nun wieder einen Redaktionsplan für dieses Blog und werde regelmäßig kurze Artikel über japanische Geister/Monster, die Arbeit an meinen Text und Gastbeiträge veröffentlichen. Es bleibt also spannend. In dem Sinne wünsche ich euch einen guten Start ins neue Jahr. Bleibt gesund.

Mika

Alte Neujahrsbeiträge

2021 // 2020 // 2019 // 2017 // 2016

Gedanken-Mix

Hallo 2021 – Neujahrsgedanken

Es ist zur Tradition geworden, dass ich das neue Jahr mit einem Blogbeitrag begrüße. Damit schaffe ich einen Neuanfang und kann sortieren, wohin meine Reise im kommenden Jahr geht. Statt einer To-Do-Liste oder eines Rückblicks möchte ich 2021 allerdings mit einem Leitzitat einläuten. Ganz unspektakulär, aber zukunftsweisend.

Zwischen Weihnachten und Neujahr schaue ich meistens „Herr der Ringe“. Zum ersten Mal mit meiner Familie als die Teile im Kino liefen, dann später zusammen mit einer Freundin und nun mit meinem Partner. Die Trilogie hat mich immer fasziniert, ganz besonders die Umsetzung der magischen Momente, die ich so zuvor nie gesehen hatte.

Für alle, die die Filme gesehen haben – erinnert ihr euch daran, wie Gandalf mit erhobenem Zauberstab auf einem weißen Schimmel hinunter zu Helms Klamm reitet, um die Armee von Uruk-hai zu vertreiben? Hinter ihm ein helles Licht, während im Tal die Dunkelheit wartet? Ein Moment, der mir bis heute beim Schauen Gänsehaut auf die Arme treibt. Mein liebstes Zitat stammt allerdings aus Teil I, als die Gemeinschaft um den Ring in den Minen von Moria gefangen ist und es scheinbar keinen Ausweg mehr gibt. In diesem Moment spricht Frodo mit Gandalf und es kommt zu folgendem Dialog:

Frodo: „Ich wünschte, nichts von alldem wäre passiert.“

Gandalf: „Das wünschen sich alle, die solche Zeiten erleben, doch es ist nicht an ihnen dies zu entscheiden. Wir entscheiden nur, was wir mit der Zeit anfangen, die uns gegeben ist.“

Für mich eröffnet sich mit diesen Worten eine Chance, die mir Frieden bringt. Übertragen auf die aktuelle Situation heißt es für mich: Auch wenn es gerade nicht gut läuft und wir uns fragen, wieso wir so gebeutelt werden, liegt die Kraft eben auch in uns, das bestmögliche daraus zu machen. Das heißt nicht, dass wir die Situation oder die Gesellschaft, in der wir leben, an sich verändern können. Es bedeutet vielmehr, dass wir innerhalb der Umstände unseren Weg formen können. Neue Strategien entwickeln, sich an die Gegebenheiten anpassen, das erfordert natürlich einiges an Energie und ist zuweilen ermüdend.

Das bedeutet für mich im Detail, dass ich mir neue Hobbys suche, jeden Spaziergang doppelt so sehr genieße wie noch vor einem Jahr und mich zwinge, in meiner Wohnung Sport zu machen. Die Uhren laufen etwas langsamer, also habe ich Zeit, mich mit mir und meinem Schreiben kritisch auseinanderzusetzen. Das ist nicht immer angenehm, aber meistens erhellend. Ich musste zum Beispiel akzeptieren, dass ich wieder wenig schaffe und mich Vieles anstrengt, weshalb ich noch mehr abwägen muss, was ich schaffe und was nicht. Ich nenne diesen Zustand Batterien-Aufladen, damit ich mein nächstes, großes Romanprojekt angehen kann. Für 2021 steht dennoch eine Veröffentlichung in der Pipeline, auf die ich mich riesig freue. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt und gerade in Arbeit.

In dem Sinne wünsche ich euch ein frohes, neues Jahr. Lasst euch soweit es geht nicht entmutigen.

Mika

Und für alle, die es noch nicht kennen, hier ein spannendes Video zum Thema (auf Englisch):

Gedanken-Mix

Happy Halloween

Ich wünsche allen ein schaurig-schönes Halloween. Ich werde es heute mit meinem Partner, Gruselfilmen, Pizza und Kürbisdekoration verbringen. Dieses Jahr hatte ich mal wieder Lust darauf, eine kurze Geschichte anlässlich meines liebsten Feiertags zu schreiben. Die Idee entstand im Jahr 2006 am Bahnhof meines Heimatdorfs und trug den Titel „Meavels Blatt“. Viel Spaß beim Lesen und kommt trotz Corona gut durch den November.

(Triggerwarnung: Verlust eines geliebten Menschen)

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Der seltsame Fall von Frau Herbst

„Frau Herbst, können Sie schildern, was sich gestern ereignet hat?“
Frau Herbst drückte nervös eine Tasche an ihre Brust und fixierte die Polizistin.
„Ja, das kann ich. Edgard wurde umgebracht von einem Mann mit einem Ahornblatt in der Hand.“ Frau Herbst verzog den Mund und dachte nach. „Sie müssen mir das glauben. Er wartete mit uns auf den Bus und stand da in lotteriger Kleidung und frechem Zopf. Er hat den nötigen Abstand eingehalten“, sagte sie mit Ehrfurcht in der Stimme. „Er sprach mich an, redete über das Wetter und sagte, dass sein Name Meavel ist. Herr Meavel aus was weiß ich wo, ich habe es vergessen. ‚Sie sind Frau Herbst, nicht wahr?‘, hat er gefragt und ich war so fasziniert von seiner ungezwungenen Art, dass ich bejahte. ‚Richtig, ich bin Frau Herbst.‘ Dann hat er genickt, als ob er etwas verstanden hat …“
„Ist Ihnen sonst etwas aufgefallen? Sie sagten, er hatte ein Blatt in der Hand.“
„Ja, ein rotes Ahornblatt. Er hat es in der Hand gedreht wie einen Kreisel …“ Frau Herbst unterbrach die Erzählung und starrte kurz an der Polizistin vorbei. Dabei kräuselte sie die Stirn.
„Frau Herbst?“
„Entschuldigung. Ich war abgelenkt.“
„Was war mit Herrn Meavel?“
„Er reichte mir das Blatt und sagte: „Jedes Blatt findet im Herbst seine Ruhe auf dem Grund. Nehmen Sie es. Es gehört Ihnen.“ Ich weiß nicht wieso oder warum, aber ich habe es genommen. Natürlich ohne ihn zu berühren wegen der Übertragung der Viren. Sie wissen schon. Edgard sagte nichts. Saß nur da als ginge ihn das alles nichts an. Ihm hatte der Film nicht gefallen, den wir gesehen haben und deshalb war er stumm wie ein Fisch … Er … konnte so stur sein …“
„Und dann?“
Frau Herbst atmete tief durch und redete hastig weiter.
„Herr Meavel ging zu Edgard und hielt eine Hand über seinen Kopf. ‚Was tun sie da?‘, fragte ich. Dann geschah es. Ich sah es mit eigenen Augen. Edgards Körper wurde dünn und flach. Seine Haut färbte sich aschgrau und wurde spröde wie Altpapier. Als er nur noch ein Strich war, ein dünner Bleistiftstrich, formte sich unter Herr Meavels Hand ein neues Ahornblatt. Einfach so und wunderschön wie jenes in meiner Hand.“
„Das heißt, Edgard ist verschwunden.“
„Er ist tot. Sie haben es doch gehört, jedes Blatt fällt zu Grunde.“
Die Polizistin wandte sich vom Bildschirm ihres Rechners ab und musterte Frau Herbst eindringlich. „Frau Herbst, kann es nicht sein, dass ihr Mann sie verlassen hat?“
„Nein! Herr Meavel hat ihn getötet. Himmelherrgott, suchen Sie nach ihm und verhaften Sie ihn.“
„Wir können niemanden verhaften, der Menschen verschwinden lässt, Frau Herbst.“
„Aber er hat es getan, er hat Edgard umgebracht.“ Frau Herbst schniefte und die Polizistin reichte ihr ein Taschentuch. „Ich kümmere mich um alles. Jetzt sollten Sie erstmal nach Hause gehen und sich ausruhen.“
„Aber … er war da. Hören Sie doch … Ich konnte nicht wissen, dass er … ihn umbringt.“
Die Polizistin beruhigte Frau Herbst so gut es ging und ließ sich das Protokoll zur Aussage unterschreiben. Dann bat sie einen Kollegen Frau Herbst nach draußen zu begleiten. So etwas Absurdes hatte sie noch nicht gehört. Ohne Umschweife kehrte sie an ihren Schreibtisch zurück und wollte gerade einen Eintrag im Dienstplan machen, als sie auf ihrem Tisch ein rotes Ahornblatt entdeckte. Die kräftigen Farben wirkten beinahe irreal. Sie strich mit dem Finger über die Oberfläche und im selben Moment betrat jemand das Zimmer.
„Hallo“, sagte ein Mann in lotteriger Kleidung. „Ich bin Herr Meavel, sind Sie Frau Winter?“

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Quelle Beitragsbild: Depositphotos
Inspiration Titel: Der befremdliche Fall von Dr. Jekyll and Mr. Hyde