Gedanken-Mix, Schreibarbeit

NaNoWriMo 2023: Ein Fazit

Morgen ist der November schon wieder vorbei und damit endet auch der National Novel Writing Month (NaNoWriMo). Jedes Jahr stecken sich tausende Schreibende das Ziel, 50.000 Wörter in einem Monat zu schreiben und bestenfalls ihr Manuskript zu beenden. Ich habe in diesem Jahr wieder teilgenommen. Allerdings ohne den Anspruch, das hohe Ziel zu erreichen. In diesem Beitrag findet ihr mein kurzes Fazit.

Taugt der Schreibmonat als Motivation?

Ich kann die Frage grundsätzlich bejahen. Für mich dient der Schreibmonat im November als Motivation und hilft mir dabei, Zeit für das Schreiben zu finden. Was manchmal gar nicht so leicht ist, wenn man seine lieben Menschen treffen möchte oder im Brotjob stark eingespannt ist. Es geht mir im NaNoWriMo nicht darum, so viele Wörter wie möglich aufs Papier zu bringen, sondern eine Routine zu finden, durch die ich mich wieder regelmäßig mit meiner Geschichte beschäftigen kann. Ob das dann gedanklich, schreibend, überarbeitend oder recherchierend ist, spielt keine Rolle. Die Hauptsache ist, in kleinen Schritten dem fertigen Manuskript entgegenzuschreiten. Elegant und bestenfalls mit viel Spaß an der Sache.

Denn nicht ohne Grund wird der NaNoWriMo kritisiert. Die hohe Wortzahl setzt Schreibende unter Druck und ist nur schwer zu erreichen, wenn man Familie und Brotjob mit dem Schreiben vereinbaren muss. Täglich wollen etwa 1.700 Wörter getippt werden, damit die riesige Zahl geschafft werden kann. Das kann schnell demotivieren und unter Druck setzen. Zumal es meiner persönlichen Ansicht nach auch nicht sinnvoll ist, einfach irgendwas zu tippen, nur um eine bestimmte Wortzahl zu schaffen. Hier beißt sich Qualität mit Quantität. Ich persönlich habe den NaNoWriMo nur ein Mal gewonnen und blende die Wortzahlen so gut es geht aus, damit ich dran bleibe. Stattdessen mache ich mir gern Listen, in denen ich mir notiere, welche Abschnitte ich geschafft habe oder wie stark mein Manuskript gewachsen ist. Das motiviert mich deutlich mehr als eine fixe Wortzahl.

Was war mein Projekt beim NaNoWriMo?

Auch in diesem Jahr habe ich am zweiten Band von Silver Coin 203 gearbeitet. Eine dystopische Geschichte mit Action, unterschiedlichen Erzählperspektiven, Techniktalk, emotionalen Momenten und einer charismatischen Antagonistin. Immerhin konnte ich ein Viertel aller Szenen überarbeiten, habe das Ende in einer groben Form geschrieben und die letzten Zwischenkapitel geplottet. Da ich seit Jahren an dem Manuskript arbeite, picke ich mir einzelne Szenen heraus, an denen ich mich wild austobe. Dazu lese ich die Szene, sollte sie schon geschrieben sein, durch und überlege mir, welche Lücken bestehen, dann starte ich mit dem Finetuning. Ändere Dialoge, kürze weg, ergänze und schreibe um. Oder, sollte die Szene noch nicht geschrieben sein, notiere ich mir die groben Plotpunkte und tippe langsam den Film nieder, der beim Schreiben stets in meinem Kopf läuft.

Für mich ist mein diesjähriger Fortschritt ein riesen Erfolg, denn von März bis Oktober war ich zum größten Teil mit der Veröffentlichtung von „Dunkle Pfade, scharfe Zähne“ beschäftigt. Mein Kopf war voll mit allen möglichen Themen nur nicht mit meinem Manuskript, das in diesem Monat so stark gewachsen ist wie schon lange nicht mehr.

Wieso ich die 50.000 Wörter nicht mehr knacken will?

Schon als ich 2015 das erste Mal am NaNoWriMo teilgenommen habe, war ich nicht sicher, ob ich so viele Wörter schreiben können würde. Damals startete der Monat jedoch an einem Sonntag und ich konnte erheblich vorarbeiten. Zumal ich nur einen 20 Stunden Nebenjob hatte, der zwar emotional anstrengend, aber auch nicht besonders fordernd war. Sprich, ich hatte viel Zeit. Heute ist das anders. Ich presse meine Schreibzeit zwischen viele Termine. Teils habe ich nur eine Stunde am Tag, die ich konzentriert arbeiten kann.

2015 konnte ich außerdem irgendwie drauflos schreiben. Heute muss ich mir einen Tag vorher überlegen, was in der Szene vorkommt, die ich schreiben werde. Wenn die Zeit nicht da ist, weil ich von sieben Uhr bis zwanzig Uhr den Tag gefüllt habe, dann bringt es auch nicht viel, mich abends zum Schreiben zu zwingen. In der Regel muss ich die Szenen dann nachträglich so stark überarbeiten, dass ich sie auch gleich löschen könnte.

Ich brauche zudem zwischen intensiven Schreibphasen immer mal Pausen von mehreren Tagen, die mein Kopf freipusten. Da kann ich über die Figuren nachdenken, über das was gesagt wird, wie ich vielleicht noch mehr aus einer Szene herausholen kann und und und. Meine Arbeitsweise hat sich einfach komplett verändert und passt nicht mehr zum Stil des NaNoWriMo.

Was ist mein Fazit?

Ich bin dieses Jahr noch nicht ganz sicher, wie ich den NaNoWriMo abschließend bewerten soll. Einerseits bin ich sehr stolz, andererseits habe ich mich zum Ende hin eher demotiviert gefühlt, da ich abends keine Energie mehr zum Schreiben hatte. Es ist ein seltsames Für und Wider. Letztlich habe ich mir aber endlich mal wieder richtig Zeit für mein Projekt freigeschaufelt und das ist ja schon ein Erfolg, oder nicht?

Wie habt ihr den NaNoWriMo dieses Jahr erlebt? Habt ihr mitgemacht oder ist euch das zu stressig?

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Oder ihr werft einen Blick auf meine Publikationen.

Schreibarbeit

Recherche: Dystopie und Bergsteigen

Recherche ist für die Arbeit an einem Manuskript  enorm wichtig. Wenngleich sich die Art der Recherche von Genre zu Genre deutlich unterscheidt. So ist es bei historischen Romanen zum Beispiel eher notwendig, zu hinterfragen, wie die Realität in der entsprechenden Zeitepoche aussah. Wohingegen es bei einem Lokalkrimi wichtig ist, reale Orte zu beschreiben und eine gegenwartsgetreue Darstellung umzusetzen. Eine Dystopie allerdings lebt von Gesellschaftskritik. Sie ist zentraler Bestandteil der Geschichte und zwischen den Zeilen omnipräsent. Deshalb ist ein umfassendes Verständnis unserer Gesellschaft mit ihrer systematischen Benachteiligung bestimmter Gruppen von essentieller Bedeutung. Als Autorin für dystopische Geschichten möchte ich heute ein wenig über die Recherche für mein aktuelles Romanprojekt berichten.

Welche Themen recherchiere ich für meine Dystopie?

In der Regel ist es so, dass ich ein Recherchethema nicht finden muss, sondern, dass es mich findet. Denn als Autorin gehe ich zuerst davon aus, dass ich genau genommen nichts weiß und jedes angesprochene Thema im Detail hinterfragen – es sezieren – muss. Das liegt daran, dass ich eine Illusion erzeugen möchte, die sich so echt wie möglich anfühlen soll. Damit sie sich jedoch echt anfühlen kann, muss ich mich mit den Themen genug beschäftigt haben, um sie nachfühlbar beschreiben zu können. Im besten Fall werde ich Spezialistin zu den Themen und im schlechtesten Fall schaffe ich es zumindest, so zu wirken, als sei ich Spezialistin. Das heißt, ich recherchiere viel und ausdauernd.

In meinem Fall geht es um Gefahren beim Bergsteigen. Diejenigen, die mich sehr gut kennen, gehe ich seit einem geschlagenen Jahr mit dem Thema auf den Geist. Meine Nachrichtenleiste im Handy zeigt mir Artikel dazu an, ich verfolgte die Todesmeldungen zum Gipfelsturm auf den Mount Everest und K2 – und das alles, weil ich drei Figuren habe, die ich möglichst sicher, aber auch mit den typischen Gefahren über einen Berg führen möchte. Im Winter mit Schnee. Es geht um einen kleinen Teil im Roman (Bezirk Null), aber ich möchte ihn so echt wie möglich schreiben, da ich Action liebe. Das Problem: Obwohl ich bereits viel gewandert bin, habe ich meine einzigen alpinen Erfahrungen in der Jugend gemacht. Auf einem gut erschlossenen Bergwanderweg in Österreich. Mir stellten sich also unzählige Fragen: Was braucht man zum Bergsteigen? Was ist das Gefährlichste beim Bergsteigen? Was sollten meine Figuren nicht tun, wenn sie überleben wollen?

Der Mount Everest als Extrembeispiel

Eine Freundin empfahl mir in diesem Zusammenhang das Buch von John Krakauer „In eisige Höhen“. In dem Buch geht es um eine Katastrophe, die sich 1984 ereignete als eine Gruppe von Bergsteigern auf dem Weg zum Giepfel von einem Sturm überrauscht worden sind. Der Mount Everest ist als Recherchebeispiel mit Sicherheit extrem, denn Probleme, die zum Beispiel durch zu starke Höhen auftreten, wie HARPE sind bei geringeren Höhen zu vernachlässigen. Es wird zum Beispiel auch kein Sauerstoff benötigt, der bei bestimmten Höhen lebenswichtig ist. Doch dieses Extrem hat mir geholfen, schneller einen Überblick von den realen Gefahren zu bekommen. Zumal das Interesse groß ist und man leicht an alle möglichen Information kommt. Das Social Media ist ab April voll mit Beiträgen von Menschen, die den Gipfel besteigen. Von Euphorie, Anerkennung und unaussprechlichen Katastrophen ist alles zu lesen. Vor meiner Recherche war mir nicht klar war, in welchem Ausmaß die Besteigung dieses heiligen Berges kommerzialisiert worden ist. Ihr findet unten dazu einige erschreckende Meldungen. 2020 standen die Menschen wortwörtlich in 8000 Metern Höhe beamtet mit Sauerstoff Schlange, um auf den Gipfel zu gelangen. Mir wurden auf unangenehme Weise die Augen geöffnet und für mein Projekt stellte sich heraus, dass es keine Gifpelstürmung geben kann, da diese unter den Bedingungen, die ich im Manuskript erdacht habe, völlig unrealistisch sind und meine Figuren ein anderes Ziel verfolgen.

Referenzgebirge suchen

Um die Örtlichkeiten in Bezirk Null noch realistischer beschreiben zu können, habe ich mir zudem einen Referenzort gesucht, durch den ich eine genauere Vorstellung von dem Gelände zu bekommen. Google Maps macht es möglich. In meinem Fall habe ich mir in Kanada die Pacific Rims herausgesucht und habe eine halbwegs realistische Route entworfen. Das heißt jedoch nicht, dass meine Figuren sich dann in Kanada bewegen. Im Gegenteil, wo sich das Gebirge befindet, bleibt unklar. Noch besser wäre es natürlich, eine bereits vorhandene Route zu nehmen und diese anzupassen, aber in meinem Fall gehe ich von einem nicht allzu häufig begangenem Gebiet aus und auch das passt zu den Pacific Rims.

(Karte einfügen)

Ergebnisse – kurz

  • das Wetter bestimmt den Auf- oder Abstieg und das Gelingen
  • man muss sich auf die Gruppe verlassen können (mindeste drei Personen)
  • anseilen ist bei schwierigen Stellen zwingend notwendig
  • Lawinen tauchen aus dem Nichts auf
  • den Gipfel erreichen zu wollen, ist ein Ziel, das eine besondere Motivation voraussetzt
  • bei Verletzungen müssen die Personen ggfs. mit Hubschrauber gerettet werden (in bestimmten Höhen ist auch gar keine Rettung mehr möglich – je nach Grad der Erschöpfung)
  • das Gepäck sollte so leicht wie möglich gehalten werden
  • immer auf die eigene körperliche Verfassung achten
  • eingelaufene Schuhe benutzen
  • auf alle Eventulitätenvorbereitet sein
  • Kälte mit Winden über längere Zeit sind sehr gefährlich – bestenfalls Erfahrung nötig
  • schwächere Personen unterstützten – nicht vorwegrennen
  • in großen Höhehn wird Schnee getaut, um sich mit Wasser zu versorgen (auf dem Mount Everest übernehmen das häufig Sherpa)

Fachbegriffe – Auszug

Für ein echtes Erlebnis ist es zudem unerlässlich, die Fachsprache zu kennen. Nützlich für das Bergsteigen sind in dem Zusammenhang bspw. folgende Wörter: Fixseil, Anseilen, Grat, Eispickel, Eisschuhe, Felsstufe, technisch herausfordernd/anspruchsvoll, First, Kumbhu-Eisburch, Gletscherspalten

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Beitragsbild: Mount Fuji – Mika M. Krüger

Weiterführende Links/Quellen:

https://www.statista.com/chart/1157/successful-mount-everest-ascents-per-year/

https://www.focus.de/panorama/welt/gibt-niemanden-der-dich-so-schnell-retten-kann-bergsteigerin-sicher-dass-sterbender-hassan-ohne-ueberlebenschance-war_id_201422140.html

Aktuelles, Schreibarbeit

Horror: Ein unterschätztes Genre

Im Rahmen einer Facebook Gruppenveranstaltung habe ich mir vor ein paar Monaten das Literaturgenre „Horror“ genauer angesehen. Es ist im Bereich Film/Buch neben Mystery und Dystopie mein absoluter Favorit. Weshalb das so ist, dafür hatte ich lange keine Erklärung, immerhin sollte das Gruselige doch abschrecken. Inzwischen weiß ich, was mich daran so fasziniert. Hier nun meine Liebeserklärung zu einem Genre, das oft als zu brutal, zu unrealistisch und zu ekelhaft gilt.

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Horror: Die Definition

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Genredefinitionen sind nie auf einen kleinen Raum beschränkt, denn ihre Grenzen verschwimmen mit jedem Buch, das neu veröffentlicht wird. Sie verändern sich im Laufe der Zeit, bekommen neue Aspekte und müssen immer als komplexer verstanden werden, als das, was sie augenscheinlich sind. Ich denke daher, Definitionen taugen weniger als starre Regeln, sondern sind vielmehr wiederkehrende Muster. Wer lange Fan eines bestimmten Genres ist, erkennt diese eher und kann eindeutiger verstehen, was das Genre ausmacht. Ich beziehe mich hier auf die Definition des Schriftstellers Todorov.

Horror weist demnach ein wesentliches und verbindendes Muster auf. Die Geschichten beginnen mit einem unerklärlichen Ereignis, das sich im Verlauf der Geschehnisse aufklärt. Während im Krimi der Schwerpunkt meist darauf liegt, ein Ereignis aus kriminalistischer Perspektive aufzudecken, geht es im Horror um Ängste und Protagonisten, die in Situationen geraten, die völlig unlogisch erscheinen. Sie verlieren häufig die Kontrolle über ihre Umwelt und müssen sich inneren und äußeren Gefahren stellen. Ob diese Gefahren nun aus der eigenen Psyche erwachsen, durch einen Geist hervorgerufen werden oder in Form eines Psychopathen daherkommen, spielt keine Rolle. Horror ist nicht zimperlich und verstellt sich nicht, er zeigt, wenn gut gemacht, viele Blickwinkel auf ein und dieselbe Sache. Mary Shelleys Frankenstein ist ein Beispiel dafür. Hier wird ein Monster erschaffen, vor dem sich alle fürchten, doch genauer betrachtet, ist nicht das Monster das Schlechte, wie man annehmen könnte, sondern dessen Erschaffer. Es ist ein Kreislauf aus ungerechter Tat -> unglücklicher Person -> Rache -> Gerechtigkeit. Exakt so wie es in vielen Geistergeschichten der Fall ist (siehe weiter unten).

Todorov unterscheidet aus diesem Grund nach der Form der Erklärung für das unerklärliche Ereignis. Unheimlich heißt, es hat einen realen Ursprung. Bspw. Psycho – die Abhängigkeit zu seiner Mutter bringt Norman Bates nach deren Tod dazu, aus Einsamkeit/Verbitterung Menschen zu töten. Übernatürlich heißt, der Ursprung liegt jenseits des real Erlebten. Bspw. The Grudge – ein Geist setzt sich in einem Haus fest und terrorisiert die neuen Bewohner. Fantastisch heißt, die Erklärung bleibt schwammig, sie basiert auf der Fantasie der LeserIn. Bspw.: The Shining – war es nun das Haus, das Jack in den Wahnsinn trieb oder doch seine Psyche?

Vielleicht seid ihr darüber gestolpert, dass Aliens in der Tabelle oben als reale Erklärung gelten. Über diesen Punkt lässt sich wahrlich streiten. Nach Todorov gelten Aliens nicht als übernatürlich, denn sie kommen aus der Natur und sind nur etwas, was wir noch nicht kennen. Sie existieren irgendwo da draußen mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit.

Horror wird also dadurch spannend, dass es im gesamten Buch keine eindeutige Lösung für das Ereignis gibt. Im Kopf der Leser und Leserinnen entstehen unzählige Bilder, die möglich sein könnten. Die Neugierde treibt einen zum Weiterlesen, denn irgendwie will man ja doch wissen, was im dunklen Raum verborgen liegt (Angstlust). Im Fantasy Genre wird die Welt meist eindeutiger erklärt. Alles hat einen Namen, eine feste Gestalt oder Funktion. Das heißt, im Horrorgenre liegt im Ungewissen die Faszination. Die offene Frage, mit der man sich stundenlang beschäftigt und auf die es niemals eine eindeutige Antwort geben kann und soll.

Ist Horror unrealistisch?

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Aus einem ersten Impuls heraus wird jeder sofort sagen: „Ja“. Ich möchte widersprechen. Als eingefleischter Fan möchte ich, dass es die Horrorgeschichte möglichst echt ist. Es geht nicht darum, zu schocken und besonders unrealistisch zu sein, obwohl das Überspitzen von Dingen auch einen ironischen Effekt haben kann. In den allermeisten Fällen verbirgt sich hinter einer Horrorgeschichte etwas Psychologisches. Ich vermute, die Verarbeitung, Darstellung von Ängsten oder Erfahrungen. Die Autoren und Autorinnen haben viel Fantasie, weil sie ihre Ängste kennen und ihnen ein Gesicht geben. In meiner Kurzgeschichten „Zähl bis zum Tod“ schrieb ich über eine Frau, die von ihrem Freier ermordet wird, sie rächt sich in Form eines Geistes. Dahinter steckt, und ja, ich werde hier persönlich, die Angst, plötzlich zu sterben und dass nicht durch einen Unfall oder durch die Natur verursacht, sondern bewusst durch jemand Anderen. In so einem Fall würde vermutlich jeder einen Rachegedanken entwickeln und sich vorstellen, was zu tun wäre, damit man als Tote Frieden finden kann. Deshalb ist Horror nicht unrealistischer als andere Genres wie der Liebesroman, in denen es ja eher um Wünsche und deren Erfüllung geht, als um Ängste. Nur womöglich ist es angenehmer, über das Wünschen zu lesen als über die Furcht?
Zudem zeigt die Realität, dass Bösartigkeit existiert, wenngleich sie niemals nur schwarz ist, sondern facettenreich. Anhand des Falles Marjorie Diehl-Armstrong, deren gruselige Gedankengänge in einer Dokumentation gezeigt werden, sieht man die Komplexität dahinter deutlich. Ich kann natürlich nachvollziehen, wenn man sich aus psychohygienischen Gründen nicht mit solchen Themen beschäftigen will – ich meide aus ähnlichen Gründen politische Diskussionen – aber Horror existiert da draußen. Darüber zu lesen, zu schreiben oder es zu sehen gibt mir ein Gefühl von Kontrolle über etwas, was niemals zu kontrollieren ist.

 

Horror ist nicht Dark Fantasy

In einigen Fällen wird Horror mit Dark Fantasy gleichgesetzt. Davon wusste ich bis vor ein paar Monaten nichts, bis es mir jemand sagte und ich es seitdem überall sehe. In meinen Augen ergibt das wenig Sinn. Ich, als eingefleischter Horrorfan würde an einem Dark Fantasy Roman vorbeigehen, weil ich annehmen würde, ein solches Buch trifft nicht meinen Geschmack. Wieso? Weil Fantasy meistens eine fiktive Welt als Grundlage hat. Horror spielt in der Gegenwart, in der realen Welt. Das ist natürlich nicht immer so, aber in den allermeisten Fällen (siehe The Shining, Frankenstein, Dr. Jekyll and Mr. Hyde, The Ring). Es ist ja gerade spannend, dass in unserer echten Welt etwas passiert, das wir nicht erklären können, wohingegen es bei Fantasy größtenteils darum geht, dass in einer anderen Welt (Ausnahme: Urban Fantasy) Dinge zu finden sind, die sich komplett von unserer unterscheiden (Harry Potter, Herr der Ringe, Erdsee). Mir kommt es so vor, als ob viele den Begriff Dark Fantasy nutzen, weil Horror eine starke Negativkonnotation enthält. Als ob ich als Fan oder Autorin dann irgendwie verrückt sein müsste, weil ich in so einem Genre schreibe … Also lieber „Dark Fantasy“, dann ist der Text düster und fantastisch, aber bloß nicht zu extrem. No way, das wäre ja – VERWERFLICH.

 

Wieso Horror den Literaturmarkt bereichert

In Onlinediskussionen  habe ich ab und an mal die Thesen gelesen, dass Horror Kinder verdirbt, ein falsches Weltbild widerspiegelt, krank ist und daher nicht geschrieben werden dürfte. Das wäre wirklich furchtbar, denn dann gäbe es vielleicht keinen Hulk (der wohl auf Dr. Jekyll und Mr. Hyde basiert?) und keine Pyrokinese oder ja, andere ganz verrückte Sachen, die wir so selbstverständlich in unsere Sprache aufgenommen haben, dass wir darüber nicht mehr groß nachdenken. Hier also ein paar Gründe, weshalb Horror den Literaturmarkt bereichert.

Horror ist fantasievoll – Horror lässt mir als Autorin viel Spielraum für Möglichkeiten. Es lassen sich Wesen erschaffen, Motive für Geister, Verkettungen von merkwürdigen Gegebenheiten. Das Ziel ist, die Realität zu biegen, nicht eine Welt abseits der Realität zu schaffen. Das macht Spaß und fühlt sich an wie Inception.

Horror ist gleichberechtigt – Gerade im Horrorgenre sind die Geschlechterrollen gleichberechtigt, weshalb Horrogeschichten beim Bechdeltest besser abschneiden als Geschichten anderer Genres. Das muss ich natürlich mit einer gewissen Ironie betrachten, denn klar, einem Geist ist es völlig egal, wer du bist, wo du herkommst, wie du aussiehst – wichtig ist, was du getan hast. Bad ass girls sind sehr beliebt.

Psychologischer Horror zeigt Klischees und schädliches Verhalten –  Da Horror ein Negativszenario zeigt, das sich so niemand bei klarem Verstand wirklich wünschen kann, ist es wie die Dystopie eine Art Spiegel für Schlechtigkeiten. Was wäre, wenn Person A unter so schweren Bedingungen aufgewachsen wäre – wäre sie dann nicht wie im Buch geworden und sollte uns das nicht zu denken geben, wie wir alle vernünftiger miteinander umgehen? Mir ist klar, manche Lesen Horror als Entertainment, mich hat das aber immer interessiert. Das Motiv und wie wir als Menschen verhindern können, dass jemand so wütend wird.

Schreibarbeit

Wie ein Roman entsteht

Lang, lang ist’s her. Wisst ihr noch, wie ich hier auf dem Blog von meinen Schreibfortschritten berichtet habe? Es kommt mir so vor, als sei das erst ein paar Wochen her, tatsächlich ist über ein Jahr vergangen! Unglaublich. Aus dem damaligen Projekt »Hurt No One« ist ein Buch geworden, das viele gute Kritiken bekommen hat. Im Moment arbeite ich an dem Fortsetzungsprojekt und deshalb ist es an der Zeit die Beitragsreihe »Wie ein Roman entsteht« wiederzubeleben. Was genau euch da erwartet erfährt ihr heute.

Was ist „Wie ein Roman entsteht“?

Simpel ausgedrückt verfolgt ihr hier auf dem Blog die Entstehung meines Romans. Mir ist klar, dass ich nicht die erste Autorin bin, die über ihre Projekte berichtet und womöglich kommt euch der Gedanke: »Habe ich schon tausend mal gelesen. Man setzt sich hin, tippt, veröffentlicht. Ende im Gelände. Kann ja nicht so schwer sein.« Aber ganz so einfach ist es nicht, denn hinter jedem fertigen Buch steckt ein langer Schaffensprozess mit viel Drama, zeitintensiven Überlegungen, euphorischen Freudenschreien oder auch Tränen. Ich probiere es mit wenig Drama, mehr Humor und ein bisschen Spannung, damit ihr etwas beim Lesen Spaß habt. Also, schön, dass ihr da seid.

Sta~~~~rtschu~~~~sss?

Na, noch nicht ganz. Bevor es richtig losgeht, ein kurzer Rückblick für all diejenigen, die neu hier hereinschauen: Ich schreibe seit November 2015 an einer dystopischen Reihe mit dem Titel »Silver Coin 203«. Es ist ein actionreiches Buch mit vier völlig verschiedenen Protagonisten, deren Schicksale sich gegenseitig verstricken und das jeweils anderen beeinflussen. Ob zum Guten oder Schlechten ist dabei nicht immer klar. Band I »Totenläufer« ist im November 2016 als Taschenbuch und Ebook erschienen. Mit Band II »Bezirk Null« geht es seit Dezember weiter und jede Woche wächst das Manuskript ein Stück, was ein beruhigendes Gefühl ist, denn an diesem Projekt zu schreiben ist ein bisschen wie Nach-Hause-Kommen. Ich finde beim Schreiben Ruhe. Was angesichts der Tatsache, dass im Buch Intrigen gesponnen, geprügelt und heftig gestritten wird, abwegig klingt. Aber ja, ich kann den Stress des Alltags dort rauslassen und fühle mich einfach wohl. Liegt wohl auch an den Figuren, die inzwischen wie Freunde geworden sind.

Hier die Rahmendaten des Projekts:

Umfang: 16 Kapitel
Slogan: »Vergeben bedeutet Macht« und »Erinnerungen sterben nie«
Kapitel in Rohfassung: 14
Kapitel bei Testlesern: 1
Coverbild: noch offen
Klappentext: noch offen

Das neue Projekt Bezirk Null …

Was erwartet mich als Autorin und euch als Leser eigentlich mit diesem Buch? Kurz gesagt, ein Wust an harter Arbeit. In vorherigen Beiträgen habe ich es bereits anklingen lassen, aber Bezirk Null stellt mich vor eine strukturelle Herausforderung. Es hat zwei völlig verschiedene Handlungsorte, fünf Perspektiven und mehrere Rückblenden in die Vergangenheit. Es ist kompliziert, da eine klare Linie zu verfolgen, doch nach Stunden des Grübelns habe ich eine Lösung gefunden. Wuhu! 😀  Diese lautet: Ich greife ein Thema aus Band I auf und lasse alle Handlungsstränge an der Auflösung dieses Themas arbeiten. Damit habe ich einen roten Faden, die Kapitel hängen zusammen und ich stelle zudem den Bezug zu Band eins her. Ohne zu viel vorwegzunehmen lautet die übergeordnete Frage zu diesem Thema: »Was zum Teufel ist Experiment Palladium und was macht das eigentlich mit dem Menschen, an dem geforscht worden ist?«

Derzeit sitze ich an der Überarbeitung. Kapitel eins wurde an zwei Testleser gegeben und von ihnen mit Genuss gelesen, um anschließend mit genauso viel Genuss zerpflückt zu werden. Natürlich nur, um alles besser zu machen, so viel ist klar. 😉

Ansonsten drücke ich mich vor einer Actionszene am Hafen. Damit ich diese gut über die Bühne bringen kann, habe ich wie üblich eine detaillierte Skizze angefertigt und müsste mir nur noch die einzelnen Abläufe überlegen. Wo ist wer? Wann schießt wer? Wer ist überhaupt da? Aber wie das eben so ist, manchmal … ist Netflix zu spannend:

Westhafen.jpg
Der Auswanderungshafen von Red-Mon-Stadt. Die Form ist inspiriert vom Hafen Yokohama.

Damit ich die Rahmenhandlungen in Bezirk Null überblicken kann, habe ich mir einen Zeitstrahl angelegt. Dadurch verliere ich die wichtigen Momente nicht aus den Augen und behalte gleichzeitig im Blick, welche Parallelhandlungen so passieren:

Zeitstrahl.JPG

Das sind neben einer Karteikartenübersicht derzeit meine Grundlagen zur Strukurierung. Es kann also jederzeit mit der Actionszene richtig losgehen!

Ausblick für August und September

Fest steht, ich werde mir Kapitel zwei vorknöpfen und eine Kurzzusammenfassung schreiben. Danach muss ich die einzelnen Szenen auf ihre Notwendigkeit hin überprüfen und mir überlegen, wie ich durch Kürzen mehr Spannung erzeuge. Anschließend brauche ich einen Schlachtplan für die Perspektive von Person fünf. Diese Person bekommt in »Bezirk Null« nach einem recht »sympathischen« Auftritt in Totenläufer eine eigene Stimme und ja, auch das könnte schwierig werden, denn diese Person hat eine ganz eigene Sprache, die simpel, intuitiv und selbstironisch ist. Alles Attribute, die fast nichts mit meiner Art gemein haben. In dem Sinne freue ich mich auf Stunden des Grübelns und Korrigierens, bis der »AHA«-Moment kommt und alles Sinn ergibt. Auf dass der unsympathischste Nebencharakter am Ende die beliebteste Figur wird, nicht wahr?

Abschließend ein Zitat aus dem aktuellen Rohtext. Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit. Ich aus Red-Mon-Stadt verabschiede mich und wünsche einen stets sicheren Tag. Bis zum nächsten Mal!

ZitatAutorenwahnsinn.jpg


Wie ein Roman entsteht: Teil I

Wie ein Roman entsteht: Teil II

Wie ein Roman entsteht: Teil III

Beitragsbild: Coffee and Chocolate von Anders Printz

Schreibarbeit

Tod dem Plotloch: die Grundlage

Ob Leser oder Autor, wir kennen sie alle: die bösen und sehr frustrierenden Plotlöcher. Sie machen uns wahnsinnig und zerstören im schlimmsten Fall die Illusion einer Geschichte. Deshalb müssen sie weg, ohne Rücksicht auf Verluste. Doch wie nur wie, kann man diese anhänglichen und doch so unauffälligen Gesellen eigentlich finden und noch besser beseitigen? Am besten starten wir dazu mit den Grundlagen. Denn ihr wisst schon, wir können ein Loch nur füllen, wenn wir genau wissen, wie tief es ist und mit was wir es auffüllen können. Daher in diesem Beitrag  der Versuch einer Definition.


Was ist ein Plotloch?

Bevor ich starte, ein Gedankenexperiment. Erinnert ihr euch an unlogische Stellen in Büchern und Texten? Habt ihr diese mal mit anderen diskutiert und festgestellt, dass jeder etwas anderes bemängelt? Vermutlich schon. Genau das ist der heikle Punkt bei allem, was wir tun. Es ist unmöglich, jedem zu gefallen. Das Gleiche gilt für Plotlöcher. Den einen stört schon der kleinste Logikbruch, der nächste reibt sich an psychologischen Details oder zu wenig Empathie auf. Je nach Leser, Erfahrung und Empfindung wird das Augenmerk auf etwas völlig anderes gelegt. Darum sollten wir uns bewusst machen, was für einen Text wir da eigentlich vor uns haben. Eine perfekt recherchierte, top durchdachte Sci-Fi-Story mit in sich schlüssigen Erfindungen oder ein Buch, in dem die Beziehungen der einzelnen Figuren im Vordergrund stehen, während technische Details eher belanglos sind? Je nach Schwerpunkt sollten Plotlöcher anders behandelt werden.

Hier nun mein Versuch, eine Einteilung zu Plotlöchern zu machen (keine Garantie auf Vollständigkeit, ist ja keine wissenschaftliche Arbeit):


Hole
Ein Plotloch strahlt auch in tiefster Dunkelheit. Leider ist das selten gut …

1) Logikbrüche – Das verstehe ich jetzt nicht … wieso passiert das?

Wir lesen Geschichten und dabei springt (hoffentlich) unser Gedankenkino an. Wir versetzen uns in die Lage der Figuren hinein und malen uns aus, was hätte sein können. Bei Stellen im Text, die unlogisch sind, gelangen wir zu dem Schluss, dass eine andere Lösung eindeutig die „bessere“ wäre. Diese Diskrepanz zwischen dem, was ist, und dem, was wir für richtig halten, nennen wir „Logikbruch“. Meist erzeugt das Verärgerung oder Verwirrung und ab und an fühlen wir uns auch etwas veralbert.
Stellen wir beim Hinterfragen einer solchen Szene jedoch fest, dass es einen plausiblen Grund für diese Entwicklung gab, dann nehmen wir die Merkwürdigkeit hin und kommentieren nur: „Ich hätte es besser so und so gefunden, aber in der Geschichte musste es so sein. Ging halt nicht anders.“ Das ist der Idealfall.
Ein Beispiel mit konstruierter Geschichte: Alica ist eine talentierte Tänzerin, sie verletzt sich bei einem Sturz vom Fahrrad und bricht sich das Bein. Die Diagnose ist zermürbend, vermutlich wird sie nie wieder richtig tanzen können. Ihr Leben gerät völlig aus den Fugen. Drama pur über dreihundert Seiten. Bis … ihr plötzlich ein Arzt von einer neuen Operationsmethode erzählt. Sie unterzieht sich dieser und in kurzer Zeit ist sie wieder fit. Alica wird fröhlich, alles ist gut, die Welt ist toll. Nur nicht beim Leser. Der ist schon vor der OP ausgestiegen. Wo kommt der Arzt denn plötzlich her? Wieso ging das vorher nicht, sind die denn alle inkompetent? Und überhaupt, sollte Alica nicht selbst eine Lösung für sich finden, anstatt durch ein „Wundermittel“ geheilt zu werden? Ist doch unrealistisch und Quatsch! Hallo Plotloch, besser du verschwindest.

2) Änderungen von Tatsachen, die zuvor einer Lösung dienten – Hä? War das nicht vorher anders?

In jedem Roman gibt es Dinge, die extra eingeführt werden, um eine Problematik zu lösen. Ob es der anonyme Anruf, ein Geheimnis oder eine Fähigkeit ist, ihnen ist gemeinsam, dass sie in diesem speziellen Moment wichtig und notwendig sind. Schlecht ist es aber, wenn diese Dinge verschwinden oder gar als „nichtig“ erklärt werden.

Beispiel Alica: Sie ist nur gestürzt, weil ein Auto ihr die Vorfahrt nahm und sie scharf bremsen musste. Sie kam ins Schlingern, fiel, alles weitere ist klar. Alica will eine Entschädigung und den Autofahrer überführen. Eine Videoaufnahme zeigt dann: Es war Alicas beste Freundin! Und weil es ja die beste Freundin ist und sie bereut und weint und nicht mehr zurechtkommt, ist die Aufnahme urplötzlich unbrauchbar, da zu verschwommen. Man kann ja nicht einfach die beste Freundin bestrafen! GEHT DOCH NICHT! Spätestens jetzt seufze ich und finde – unnötiges Plotloch.

3) Unvorhersehbare Ereignisse – Hallo Leser, schluck das, ich hab es geschrieben, du musst mir glauben, das ist ganz logisch!

Manchmal ist es mühselig, einer Geschichte eine spannende Wendung zu geben, die sich nathlos ins Geschehen einfügt. Am einfachsten ist es, wie ein Magier eine Idee aus dem Hut zu zaubern und diese genauso begeistert zu präsentieren. Der Leser bemerkt den Trick sicher nicht! Niemals!

Fall Alica: Die Tänzerin mit gebrochenem Bein hat nur einen Vertrauten in der schweren Zeit, ihren Schwarm Peter. Er begleitet sie überall hin, ist für sie da, gibt ihr Halt. Durch ihn steigert sich ihr Selbstbewusstsein und Alica geht es besser. Dann kommt Martin. Der ist so cool und lässig, dass sie ihn prompt beim ersten Treffen anquatscht, und, ähm, ja, mit ihm schläft. Kurz, sie geht fremd … muss ich dazu noch mehr sagen? Nein, oder? Der Text wäre für mich gestorben. Alica verhält sich inkonsequent und der Eindruck entsteht, das One-Night-Stand war nur inszeniert, um einen Konflikt heraufzubeschwören, der nicht wichtig ist. Es geht doch um den Unfall …?!

4) Widersprüche – Boah, da hätte man echt mal mehr drauf achten können!

Das sind die offensichtlichsten und fiesesten Löcher, denn durch sie bekommen Leser den Eindruck, der Autor habe sich keine Gedanken gemacht und glatt vergessen, was er zuvor geschrieben hat. Es geht hier um Fakten, die ohne Grund anders sind. Schwerter mit anderen Namen, Umbenennung von Figuren, Bezug zu Dingen, die nie da waren, aber als gegeben hingestellt werden.
Zum Beispiel: Auf Seite eins wird gesagt, dass Alica in einer Stadt mit Dorfcharakter lebt. Zur Schule fährt sie stets mit dem Bus. Jeder kennt jeden, das war wichtig, um zu zeigen, dass Alica ständig von Bekannten bemitleidet wird, was wenig hilfreich ist. Im Verlauf der Geschichte fährt sie dann plötzlich mit einer Straßenbahn zum örtlichen Park, um zu entspannen … Stopp, halt. Ein Dorf mit Straßenbahn? Ja, was denn nun? Dorf oder Stadt? Und überhaupt stand da nicht vorhin, der Park wird gerade umgebaut??? Sowas geht natürlich gar nicht.


Ja, so kann das aussehen, wenn man frustriert ein Plotloch bemerkt. Aber nicht aufgeben, das lässt sich schon füllen! 🙂

Fazit der Definition

Plotlöcher sind Antworten auf „Warum“-Fragen, die wir uns beim Lesen stellen. Meistens unterscheiden sich diese Antworten von denen, die im Buch gegebenen werden. Sie werfen unzählige weitere Fragen auf, die nicht logisch beantwortet werden können und daher störend sind. Es ist nötig, diese Plotlöcher zu finden und zu hinterfragen, was die passende Antwort auf diese „Warum“-Frage ist. Hier: Warum ist da im Dorf eine Straßenbahn? Natürlich deshalb, weil Alica nie im Dorf wohnte, sondern in einem Stadtviertel mit Dorfcharakter, das eine Straßenbahnanbindung hat. Das mag wie Wortklauberei klingen, aber es wird ein unterschiedliches Bild im Kopf erzeugt und dieser minimale Unterschied genügt schon, um etwas Unlogisches zu vermeiden.

Ich hoffe, der Beitrag war für euch interessant. Lasst mich doch wissen, was ihr über Plotlöcher denkt. Nerven sie euch genauso wie mich? Und nicht vergessen, bleibt schreib- und lesewütig. Soll doch Spaß machen.^^


Quelllen:

Beitragsbild
J. Vellguth