Morgen ist der November schon wieder vorbei und damit endet auch der National Novel Writing Month (NaNoWriMo). Jedes Jahr stecken sich tausende Schreibende das Ziel, 50.000 Wörter in einem Monat zu schreiben und bestenfalls ihr Manuskript zu beenden. Ich habe in diesem Jahr wieder teilgenommen. Allerdings ohne den Anspruch, das hohe Ziel zu erreichen. In diesem Beitrag findet ihr mein kurzes Fazit.
Taugt der Schreibmonat als Motivation?
Ich kann die Frage grundsätzlich bejahen. Für mich dient der Schreibmonat im November als Motivation und hilft mir dabei, Zeit für das Schreiben zu finden. Was manchmal gar nicht so leicht ist, wenn man seine lieben Menschen treffen möchte oder im Brotjob stark eingespannt ist. Es geht mir im NaNoWriMo nicht darum, so viele Wörter wie möglich aufs Papier zu bringen, sondern eine Routine zu finden, durch die ich mich wieder regelmäßig mit meiner Geschichte beschäftigen kann. Ob das dann gedanklich, schreibend, überarbeitend oder recherchierend ist, spielt keine Rolle. Die Hauptsache ist, in kleinen Schritten dem fertigen Manuskript entgegenzuschreiten. Elegant und bestenfalls mit viel Spaß an der Sache.
Denn nicht ohne Grund wird der NaNoWriMo kritisiert. Die hohe Wortzahl setzt Schreibende unter Druck und ist nur schwer zu erreichen, wenn man Familie und Brotjob mit dem Schreiben vereinbaren muss. Täglich wollen etwa 1.700 Wörter getippt werden, damit die riesige Zahl geschafft werden kann. Das kann schnell demotivieren und unter Druck setzen. Zumal es meiner persönlichen Ansicht nach auch nicht sinnvoll ist, einfach irgendwas zu tippen, nur um eine bestimmte Wortzahl zu schaffen. Hier beißt sich Qualität mit Quantität. Ich persönlich habe den NaNoWriMo nur ein Mal gewonnen und blende die Wortzahlen so gut es geht aus, damit ich dran bleibe. Stattdessen mache ich mir gern Listen, in denen ich mir notiere, welche Abschnitte ich geschafft habe oder wie stark mein Manuskript gewachsen ist. Das motiviert mich deutlich mehr als eine fixe Wortzahl.
Was war mein Projekt beim NaNoWriMo?
Auch in diesem Jahr habe ich am zweiten Band von Silver Coin 203 gearbeitet. Eine dystopische Geschichte mit Action, unterschiedlichen Erzählperspektiven, Techniktalk, emotionalen Momenten und einer charismatischen Antagonistin. Immerhin konnte ich ein Viertel aller Szenen überarbeiten, habe das Ende in einer groben Form geschrieben und die letzten Zwischenkapitel geplottet. Da ich seit Jahren an dem Manuskript arbeite, picke ich mir einzelne Szenen heraus, an denen ich mich wild austobe. Dazu lese ich die Szene, sollte sie schon geschrieben sein, durch und überlege mir, welche Lücken bestehen, dann starte ich mit dem Finetuning. Ändere Dialoge, kürze weg, ergänze und schreibe um. Oder, sollte die Szene noch nicht geschrieben sein, notiere ich mir die groben Plotpunkte und tippe langsam den Film nieder, der beim Schreiben stets in meinem Kopf läuft.
Für mich ist mein diesjähriger Fortschritt ein riesen Erfolg, denn von März bis Oktober war ich zum größten Teil mit der Veröffentlichtung von „Dunkle Pfade, scharfe Zähne“ beschäftigt. Mein Kopf war voll mit allen möglichen Themen nur nicht mit meinem Manuskript, das in diesem Monat so stark gewachsen ist wie schon lange nicht mehr.
Wieso ich die 50.000 Wörter nicht mehr knacken will?
Schon als ich 2015 das erste Mal am NaNoWriMo teilgenommen habe, war ich nicht sicher, ob ich so viele Wörter schreiben können würde. Damals startete der Monat jedoch an einem Sonntag und ich konnte erheblich vorarbeiten. Zumal ich nur einen 20 Stunden Nebenjob hatte, der zwar emotional anstrengend, aber auch nicht besonders fordernd war. Sprich, ich hatte viel Zeit. Heute ist das anders. Ich presse meine Schreibzeit zwischen viele Termine. Teils habe ich nur eine Stunde am Tag, die ich konzentriert arbeiten kann.
2015 konnte ich außerdem irgendwie drauflos schreiben. Heute muss ich mir einen Tag vorher überlegen, was in der Szene vorkommt, die ich schreiben werde. Wenn die Zeit nicht da ist, weil ich von sieben Uhr bis zwanzig Uhr den Tag gefüllt habe, dann bringt es auch nicht viel, mich abends zum Schreiben zu zwingen. In der Regel muss ich die Szenen dann nachträglich so stark überarbeiten, dass ich sie auch gleich löschen könnte.
Ich brauche zudem zwischen intensiven Schreibphasen immer mal Pausen von mehreren Tagen, die mein Kopf freipusten. Da kann ich über die Figuren nachdenken, über das was gesagt wird, wie ich vielleicht noch mehr aus einer Szene herausholen kann und und und. Meine Arbeitsweise hat sich einfach komplett verändert und passt nicht mehr zum Stil des NaNoWriMo.
Was ist mein Fazit?
Ich bin dieses Jahr noch nicht ganz sicher, wie ich den NaNoWriMo abschließend bewerten soll. Einerseits bin ich sehr stolz, andererseits habe ich mich zum Ende hin eher demotiviert gefühlt, da ich abends keine Energie mehr zum Schreiben hatte. Es ist ein seltsames Für und Wider. Letztlich habe ich mir aber endlich mal wieder richtig Zeit für mein Projekt freigeschaufelt und das ist ja schon ein Erfolg, oder nicht?
Wie habt ihr den NaNoWriMo dieses Jahr erlebt? Habt ihr mitgemacht oder ist euch das zu stressig?
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