Schreibarbeit

Recherche: Dystopie und Bergsteigen

Recherche ist für die Arbeit an einem Manuskript  enorm wichtig. Wenngleich sich die Art der Recherche von Genre zu Genre deutlich unterscheidt. So ist es bei historischen Romanen zum Beispiel eher notwendig, zu hinterfragen, wie die Realität in der entsprechenden Zeitepoche aussah. Wohingegen es bei einem Lokalkrimi wichtig ist, reale Orte zu beschreiben und eine gegenwartsgetreue Darstellung umzusetzen. Eine Dystopie allerdings lebt von Gesellschaftskritik. Sie ist zentraler Bestandteil der Geschichte und zwischen den Zeilen omnipräsent. Deshalb ist ein umfassendes Verständnis unserer Gesellschaft mit ihrer systematischen Benachteiligung bestimmter Gruppen von essentieller Bedeutung. Als Autorin für dystopische Geschichten möchte ich heute ein wenig über die Recherche für mein aktuelles Romanprojekt berichten.

Welche Themen recherchiere ich für meine Dystopie?

In der Regel ist es so, dass ich ein Recherchethema nicht finden muss, sondern, dass es mich findet. Denn als Autorin gehe ich zuerst davon aus, dass ich genau genommen nichts weiß und jedes angesprochene Thema im Detail hinterfragen – es sezieren – muss. Das liegt daran, dass ich eine Illusion erzeugen möchte, die sich so echt wie möglich anfühlen soll. Damit sie sich jedoch echt anfühlen kann, muss ich mich mit den Themen genug beschäftigt haben, um sie nachfühlbar beschreiben zu können. Im besten Fall werde ich Spezialistin zu den Themen und im schlechtesten Fall schaffe ich es zumindest, so zu wirken, als sei ich Spezialistin. Das heißt, ich recherchiere viel und ausdauernd.

In meinem Fall geht es um Gefahren beim Bergsteigen. Diejenigen, die mich sehr gut kennen, gehe ich seit einem geschlagenen Jahr mit dem Thema auf den Geist. Meine Nachrichtenleiste im Handy zeigt mir Artikel dazu an, ich verfolgte die Todesmeldungen zum Gipfelsturm auf den Mount Everest und K2 – und das alles, weil ich drei Figuren habe, die ich möglichst sicher, aber auch mit den typischen Gefahren über einen Berg führen möchte. Im Winter mit Schnee. Es geht um einen kleinen Teil im Roman (Bezirk Null), aber ich möchte ihn so echt wie möglich schreiben, da ich Action liebe. Das Problem: Obwohl ich bereits viel gewandert bin, habe ich meine einzigen alpinen Erfahrungen in der Jugend gemacht. Auf einem gut erschlossenen Bergwanderweg in Österreich. Mir stellten sich also unzählige Fragen: Was braucht man zum Bergsteigen? Was ist das Gefährlichste beim Bergsteigen? Was sollten meine Figuren nicht tun, wenn sie überleben wollen?

Der Mount Everest als Extrembeispiel

Eine Freundin empfahl mir in diesem Zusammenhang das Buch von John Krakauer „In eisige Höhen“. In dem Buch geht es um eine Katastrophe, die sich 1984 ereignete als eine Gruppe von Bergsteigern auf dem Weg zum Giepfel von einem Sturm überrauscht worden sind. Der Mount Everest ist als Recherchebeispiel mit Sicherheit extrem, denn Probleme, die zum Beispiel durch zu starke Höhen auftreten, wie HARPE sind bei geringeren Höhen zu vernachlässigen. Es wird zum Beispiel auch kein Sauerstoff benötigt, der bei bestimmten Höhen lebenswichtig ist. Doch dieses Extrem hat mir geholfen, schneller einen Überblick von den realen Gefahren zu bekommen. Zumal das Interesse groß ist und man leicht an alle möglichen Information kommt. Das Social Media ist ab April voll mit Beiträgen von Menschen, die den Gipfel besteigen. Von Euphorie, Anerkennung und unaussprechlichen Katastrophen ist alles zu lesen. Vor meiner Recherche war mir nicht klar war, in welchem Ausmaß die Besteigung dieses heiligen Berges kommerzialisiert worden ist. Ihr findet unten dazu einige erschreckende Meldungen. 2020 standen die Menschen wortwörtlich in 8000 Metern Höhe beamtet mit Sauerstoff Schlange, um auf den Gipfel zu gelangen. Mir wurden auf unangenehme Weise die Augen geöffnet und für mein Projekt stellte sich heraus, dass es keine Gifpelstürmung geben kann, da diese unter den Bedingungen, die ich im Manuskript erdacht habe, völlig unrealistisch sind und meine Figuren ein anderes Ziel verfolgen.

Referenzgebirge suchen

Um die Örtlichkeiten in Bezirk Null noch realistischer beschreiben zu können, habe ich mir zudem einen Referenzort gesucht, durch den ich eine genauere Vorstellung von dem Gelände zu bekommen. Google Maps macht es möglich. In meinem Fall habe ich mir in Kanada die Pacific Rims herausgesucht und habe eine halbwegs realistische Route entworfen. Das heißt jedoch nicht, dass meine Figuren sich dann in Kanada bewegen. Im Gegenteil, wo sich das Gebirge befindet, bleibt unklar. Noch besser wäre es natürlich, eine bereits vorhandene Route zu nehmen und diese anzupassen, aber in meinem Fall gehe ich von einem nicht allzu häufig begangenem Gebiet aus und auch das passt zu den Pacific Rims.

(Karte einfügen)

Ergebnisse – kurz

  • das Wetter bestimmt den Auf- oder Abstieg und das Gelingen
  • man muss sich auf die Gruppe verlassen können (mindeste drei Personen)
  • anseilen ist bei schwierigen Stellen zwingend notwendig
  • Lawinen tauchen aus dem Nichts auf
  • den Gipfel erreichen zu wollen, ist ein Ziel, das eine besondere Motivation voraussetzt
  • bei Verletzungen müssen die Personen ggfs. mit Hubschrauber gerettet werden (in bestimmten Höhen ist auch gar keine Rettung mehr möglich – je nach Grad der Erschöpfung)
  • das Gepäck sollte so leicht wie möglich gehalten werden
  • immer auf die eigene körperliche Verfassung achten
  • eingelaufene Schuhe benutzen
  • auf alle Eventulitätenvorbereitet sein
  • Kälte mit Winden über längere Zeit sind sehr gefährlich – bestenfalls Erfahrung nötig
  • schwächere Personen unterstützten – nicht vorwegrennen
  • in großen Höhehn wird Schnee getaut, um sich mit Wasser zu versorgen (auf dem Mount Everest übernehmen das häufig Sherpa)

Fachbegriffe – Auszug

Für ein echtes Erlebnis ist es zudem unerlässlich, die Fachsprache zu kennen. Nützlich für das Bergsteigen sind in dem Zusammenhang bspw. folgende Wörter: Fixseil, Anseilen, Grat, Eispickel, Eisschuhe, Felsstufe, technisch herausfordernd/anspruchsvoll, First, Kumbhu-Eisburch, Gletscherspalten

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Beitragsbild: Mount Fuji – Mika M. Krüger

Weiterführende Links/Quellen:

https://www.statista.com/chart/1157/successful-mount-everest-ascents-per-year/

https://www.focus.de/panorama/welt/gibt-niemanden-der-dich-so-schnell-retten-kann-bergsteigerin-sicher-dass-sterbender-hassan-ohne-ueberlebenschance-war_id_201422140.html

Gedanken-Mix

Altjahr 2018 – Neujahr 2019

Vorsätze sind Ziele. Sie sollen nicht frustrieren oder zum Handeln zwingen, sondern uns den Weg weisen. Während wir laufen, werfen wir einen Blick darauf und wissen, wohin die Reise geht, anderenfalls könnten wir uns verirren. Sie sind starr an unserer Seite, aber niemals stehen sie als Blockade vor uns. Zumindest halte ich es so und damit bin ich bisher gut gefahren. Es macht mir Spaß, mir für das neue Jahr Ziele zu stecken und mich an ihnen zu orientieren. In den Jahren 2016 und 2017 habe ich mir etliches vorgenommen. Das meiste habe ich erreicht, einige Dinge sind auf der Strecke geblieben. Ich war zum Teil hyperaktiv, wollte alles verändern und überall mitspielen, ständig in Aktion, niemals hatte ich eine Pause. Die Rechnung ging nicht auf, zum Start von 2018 fehlte mir für die kleinsten Dinge die Kraft, weshalb ich im Stillen beschloss, es ruhig anzugehen. Ich wollte mich auf das Wesentliche konzentrieren und Energie sammeln. Das ist mir gelungen.

Was war 2018 los?

Obwohl dieses Blog geruht hat, ist im Hintergrund viel passiert. Ich konnte meine Webseite umgestalten, mich als Autorin neu definieren und geheimnisvolle Projekte planen. Meine Schreibtätigkeit habe ich entkrampfen und, wie das in manchen Artikeln ausgedrückt wird, entschleunigt. Mika schaltet einen Gang runter — slo~~~w mo~~~tion. Was ich schaffe, schaffe ich, was nicht geht, lasse ich. Klingt einfach, obwohl es harte Arbeit ist. Denn wer mich kennt, weiß, ich neige dazu, mich auszupowern – für den großen Zweck, koste es, was es wolle. Essen? Nicht nötig. Ausruhen? Nicht nötig. Kaffee? Rettet den Tag. Eine Faulenzerin war ich noch nie, aber irgendwann ist es genug.

Was wird 2019 passieren?

2019 ist mein Schreibjahr. Ich werde mich meinen Projekten widmen und als Autorin für das einstehen, was ich mag. Mystery, Horror, kulturelle Vielfalt, Spannung, Rätsel und Protagonisten, die sich auf Augenhöhe begegnen. Vielleicht kreiere ich ein Logo und ein Motto. Ansonsten mache ich einfach Zeugs. Ihr wisst schon, so Zeugs, auf das ich richtig Lust habe und das mich inspiriert. Theater, Kino, Urlaub, Wandern, Lesen, mit Partner chillen, Freundinnen treffen und Zwergkaninchen kuscheln. Der Rest liegt im Ungewissen, aber ich habe im Gefühl, dass es ein gutes Jahr wird, mit vielen Momenten, die mich zum Lachen bringen. Und ihr, meine fleißigen Leserinnen und Schreibbegeisterten, euch wünsche ich in allem viel Erfolg und erst recht viel Freude. Rockt 2019 für mich. Denn egal, wie düster es gerade aussieht, es lohnt sich, dem Universum die Faust zu zeigen, gerade dann, wenn nichts mehr geht. Durch Kreativität, Protest, Nachdenken oder eure ganz eigene Portion Zartbitterhumor. Völlig egal, die Hauptsache ist, ihr gebt nicht auf.

Bis demnächst. Mika.

Aktuelles

Rückblick: Das war die Buch Berlin 2018

In diesem Jahr ist die Buch Berlin in das Mercure Hotel MOA in der Stephanstraße umgezogen. Gut erreichbar mit der Ubahn und für mich daher sehr praktisch. Dennoch musste sich die Berliner Messe in ihren fünf Jahren Existenz einer zweiten, komplett neuen Location stellen. Ich war daher skeptisch, ob das so gut klappt. Immerhin hat mir das Estrel in den Jahren zuvor gut gefallen und die Trennung fiel schwer. Der allererste Eindruck hat mich dann auch nicht unbedingt umgehauen, denn die Messeräume waren recht versteckt über einem Einkaufszentrum zu finden – nur erreichbar über eine Rolltreppe. Meine Befürchtung war, dass dadurch weniger Leute vor Ort sein könnten. Doch wie es eben so mit Befürchtungen ist, nicht alle werden wahr und die Buch Berlin hat mich bisher immer positiv überrascht. Es waren am Samstag so viele Buchbegeisterte vor Ort, dass ich am Stand kaum eine ruhige Minute hatte. Womöglich lag es auch an der guten Standplatzierung, die wir in diesem Jahr hatten. Meine beste Freundin und Autorenkollegin Stella Delaney und ich standen in der ersten Reihe des Fantasyteils, was uns zusätzlich Aufmerksamkeit brachte. Ein großes Danke an das Orgateam, das in dieser Messe nicht zwischen Verlag und Self-Publisher unterscheidet, sondern logisch sortiert. Wir standen nämlich direkt neben den Kollegen vom Nornennetz, mit denen Stella Delaney zusammenarbeitet. Sie sind eine gut gelaunte und lustige Truppe, die allein schon durch ihre Anwesenheit richtig Schwung in die Messe brachte.

buchberlin_2

Trotz all des Lobs gab es jedoch einen Kritikpunkt. Im Vergleich zu den letzten Jahren fand ich die Anordnung recht unübersichtlich. Ob es an den Säulen im Raum lag oder daran, dass es einfach immer mehr Aussteller werden, kann ich nicht genau sagen. Fest steht, ich konnte nicht mehr so gut erkennen, wo welches Genre zu finden war. Ich würde mir sehr wünschen, dass da im nächsten Jahr etwas geändert wird. Vielleicht mit Deckenbannern oder simplen Aufstellern vor den einzelnen Bereichen.

Nun zu meiner persönlichen Erfahrung der Messe 2018. Für mich war das die beste Messe, seit ich dabei bin. Das liegt an den Leserinnen, mit denen ich mich unterhalten konnte, den Bloggerinnen, die Vlog und Fotos gemacht haben, an meinen Freundinnen (Kristina von Tintenmeer und Amalia Frey mit ihrer kunterbunten Mädelstruppe), die für mich da waren und an meinem Partner, der still im Hintergrund Fotos schoss. Ich habe das zweite Jahr in Folge keine Neuveröffentlichung und dachte, kaum jemand wird mich wahrnehmen, aber meine Sorge war komplett unbegründet. Es sind so viele Menschen zu mir gependelt, haben mich angefeuert und mit mir gequatscht. Die Messe ist wie ein großes Buchfamilientreffen. Danke! Das ist einfach nur unfassbar toll.

buchberlin_1

Dieses Jahr konnte ich mich auch mal vom Stand losreißen und die Messe erkunden. Erin J. Steens Yoga-Krimi landete dabei in meinem Einkaufskorb genauso wie die Dystopie von Tiefsommer von Jesko Haber aus dem Periplaneta Verlag. Dass ich Stellas Neuveröffentlichung auch mitgenommen habe, brauche ich sicher nicht erwähnen. Ihr Debütroman ist grandios!

Buch Berlin 2019?

Ja, ich werde auch im nächsten Jahr wieder mit dabei sein. Ich plane, mich noch mehr auf meine Zielgruppe zu konzentrieren und die Genre Mystery/Dystopie bei meinen Publikationen in den Vordergrund zu stellen. Kurzkrimis gibt es bis auf Weiteres nicht mehr von mir, dafür gibt es wie eh und je eine Horrorkurzgeschichte pro Jahr. Ein Projekt für 2019 ist fest eingeplant, die Rohfassung ist beinahe fertig, was heißt, die Zeichen stehen auf Grün, dass Roman Nummer drei im Jahr 2019 erscheinen wird. Und ja, ich freue mich wahnsinnig darauf, euch das Buch, wenn alles klappt, zur nächsten Buch Berlin vorzustellen. 😀

Hier nun einige Messeeindrücke, die Baki Pictures für mich eingefangen hat:

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Bis auf Weiteres

++Mika++

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Quellen: Alle Fotos dieses Beitrags sind von Baki Pictures aufgenommen worden. Sie sind sein geistiges Eigentum und dürfen nicht ungefragt kopiert oder verbreitet werden. Bitte fragt ihn direkt, solltet ihr Interesse an den Bildern haben. Einfach über Instagram bei ihm melden. Danke für das Verständnis. 🙂

 

 

Aktuelles, Gedanken-Mix

Schreibmonat November 2017

Es ist soweit, nicht nur Halloween steht vor der Tür, sondern auch der internationale Schreibmonat (NaNoWriMo). Nur noch drei Tage bis zum Start. Unglaublich! Ich war ja dieses Jahr kurz davor, mich heimlich zu drücken, denn ich bin komplett unvorbereitet und stemme mit Stella Delaney auch noch die Buchberlin als Ausstellerin. Aber dann habe ich mich letzte Woche an die Zeit vor zwei Jahren erinnert. Als ich hochmotiviert am NaNo teilnahm, mich mit so vielen anderen Autoren ausgetauscht und auch noch zum NaNo Treffen in Hamburg gefahren bin. Mann, war das toll. Die Wochen haben mich unglaublich bereichert, ich konnte viele tolle Menschen kennenlernen und war inspiriert wie noch nie, deshalb probiere ich es jetzt wieder. Auf dass auch dieses Jahr der November grandios wird. 🙂

Was werde ich schreiben?

Ganz eindeutig die fehlenden Kapitel von Bezirk Null und die ersten Kapitel des Folgebandes, also Band 3 meiner Reihe. Es fehlt noch so Einiges bis ich einen Punkt setzen kann, aber es wird, es wird. Bezirk Null hat zwei zeitlich leicht verschobene Handlungsstränge, die auf den ersten Blick nicht so wirklich zusammenhängen, aber auf den zweiten Blick ganz eng miteinander verwoben sind. Der eine Handlungsstrang, der in einem komplett neuen Umfeld spielt, ist so gut wie durchgeplant. Der andere so gar nicht, obwohl es ein deutliches Ziel gibt. Ich weiß nur noch nicht, welche Botschaft ich zwischen den Zeilen mitgeben will. Will ich überhaupt eine geben oder überlasse ich alles euch, dem Leser?
Handlungsstrang eins hat jedenfalls eine, die ich hier nun preisgeben werde, denn sie  verrät nicht viel vom eigentlichen Inhalt. Ich habe sie in Margaret Atwoods großartigem Buch „Der Report der Magd“ gefunden. Die Botschaft lautet: „Vergeben bedeutet Macht.“ Eine vermeintlich simple Aussage, die aber gar nicht so leicht zu greifen ist, denn Vergeben ist eben nichts, was sich anfassen lässt. „Waffengewalt bedeutet Macht“ ist wohl eher etwas, was man leicht unterschreiben kann. Aber es geht bei Vergeben ja nicht um die physische Macht, sondern um die psychologische. Es genügt, sich vorzustellen, dass jemand etwas Furchtbares getan hat, dies weiß, seit Jahren ein schlechtes Gewissen hat und mit einem seiner Opfer Kontakt in Kontakt kommt, um Vergebung zu erbitten. Angenommen er bekommt keine. Ist das Strafe genug oder nicht? Beim Lesen hatte ich genau deshalb eine Gänsehaut. Es passt so gut, zu Bezirk Null.

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Das Café Profilers in der Frankfurter Allee ist zu meinen Favoriten geworden. Super schön, um Inspiration zu finden und vielleicht mein Schreibort für den NaNo?

Was nutzt der Schreibmonat eigentlich?

Als ich 2015 mit dem NaNo startete, hatte ich keine genaue Vorstellung. Ich dachte mir nur, na ja, bei so schnellem Schreiben kommt da keine Qualität raus, aber soll ja auch nicht … dafür gibt es ja eine Überarbeitung. Das sehe ich jetzt noch so und finde es vollkommen in Ordnung. Es muss nicht alles gleich großartig sein. Allerdings finde ich es nicht mehr zwingend nötig, das Ziel von 50.000 Wörtern zu erreichen. Es geht für mich vielmehr darum, dass ich mich neben all den Dingen, die im Alltag auf mich einprasseln, nur mit dem Schreiben beschäftige. Durch Austausch, Skizzen zu einigen Szenen, Gedanken zum Plot, Recherche und und und. Genau darauf freue ich mich wahnsinnig! Denn irgendwie habe ich das Gefühl, jeden Monat wird die Zeit zum Schreiben etwas knapper, obwohl das ganz klar nur mein Eindruck ist. Immerhin hatte ich mein erstes Buch „Sieben Raben“ in einem euphorischen Wahn während des Studiums einfach so beendet. Trotz Aufenthalt in Japan, täglich 4h+ Sprachlernen, trotz gleichzeitigem Praktikum und so weiter. Fragt mich nicht, wie das ging. Wiederholen lässt sich das niemals. Totenläufer war komplizierter, aber ging mir auch leicht von der Hand. Nun sitze ich teils Stunden vor einem Kapitel und frage mich, ob das überhaupt jemand mögen wird, verwerfe Szenen, die vermutlich okay sind und sehe kein Ende. Keine gute Grundlage, wenn es nur darum geht, eine Geschichte zu schreiben, die einen selbst überzeugt und nach der Veröffentlichung hoffentlich auch ein paar Andere. Deshalb binde ich im November all den kleinen Zweifelmännchen auf meiner Schulter mal den Mund zu und fange an. Mit all den vielen Schreiberlingen auf der Welt zur gleichen Zeit.  😀 Yeah, let’s get NaNo.

Wenn alles klappt, werde ich auch auf ein NaNo-Treffen in Potsdam gehen, aber mal sehen, was die Arbeit und die Zeit so sagt. 🙂 Lust hätte ich darauf. War schon der Wahnsinn, 2015 in Hamburg zwischen 40 Leuten zu sitzen, die alle heftig auf die Tasten hauen. Allein der Klang! Werde ich nie vergessen. Eine bessere Motivation gibt es wirklich nicht.


Macht ihr denn auch mit und wenn ja, seid ihr mehr so die Planer oder wie geht ihr da vor?
(Ich werde mir übrigens einen Massenvorrat an Chips zulegen. Ohne die kann ich niemals überlegen)

Schreibarbeit

Wie ein Roman entsteht

Lang, lang ist’s her. Wisst ihr noch, wie ich hier auf dem Blog von meinen Schreibfortschritten berichtet habe? Es kommt mir so vor, als sei das erst ein paar Wochen her, tatsächlich ist über ein Jahr vergangen! Unglaublich. Aus dem damaligen Projekt »Hurt No One« ist ein Buch geworden, das viele gute Kritiken bekommen hat. Im Moment arbeite ich an dem Fortsetzungsprojekt und deshalb ist es an der Zeit die Beitragsreihe »Wie ein Roman entsteht« wiederzubeleben. Was genau euch da erwartet erfährt ihr heute.

Was ist „Wie ein Roman entsteht“?

Simpel ausgedrückt verfolgt ihr hier auf dem Blog die Entstehung meines Romans. Mir ist klar, dass ich nicht die erste Autorin bin, die über ihre Projekte berichtet und womöglich kommt euch der Gedanke: »Habe ich schon tausend mal gelesen. Man setzt sich hin, tippt, veröffentlicht. Ende im Gelände. Kann ja nicht so schwer sein.« Aber ganz so einfach ist es nicht, denn hinter jedem fertigen Buch steckt ein langer Schaffensprozess mit viel Drama, zeitintensiven Überlegungen, euphorischen Freudenschreien oder auch Tränen. Ich probiere es mit wenig Drama, mehr Humor und ein bisschen Spannung, damit ihr etwas beim Lesen Spaß habt. Also, schön, dass ihr da seid.

Sta~~~~rtschu~~~~sss?

Na, noch nicht ganz. Bevor es richtig losgeht, ein kurzer Rückblick für all diejenigen, die neu hier hereinschauen: Ich schreibe seit November 2015 an einer dystopischen Reihe mit dem Titel »Silver Coin 203«. Es ist ein actionreiches Buch mit vier völlig verschiedenen Protagonisten, deren Schicksale sich gegenseitig verstricken und das jeweils anderen beeinflussen. Ob zum Guten oder Schlechten ist dabei nicht immer klar. Band I »Totenläufer« ist im November 2016 als Taschenbuch und Ebook erschienen. Mit Band II »Bezirk Null« geht es seit Dezember weiter und jede Woche wächst das Manuskript ein Stück, was ein beruhigendes Gefühl ist, denn an diesem Projekt zu schreiben ist ein bisschen wie Nach-Hause-Kommen. Ich finde beim Schreiben Ruhe. Was angesichts der Tatsache, dass im Buch Intrigen gesponnen, geprügelt und heftig gestritten wird, abwegig klingt. Aber ja, ich kann den Stress des Alltags dort rauslassen und fühle mich einfach wohl. Liegt wohl auch an den Figuren, die inzwischen wie Freunde geworden sind.

Hier die Rahmendaten des Projekts:

Umfang: 16 Kapitel
Slogan: »Vergeben bedeutet Macht« und »Erinnerungen sterben nie«
Kapitel in Rohfassung: 14
Kapitel bei Testlesern: 1
Coverbild: noch offen
Klappentext: noch offen

Das neue Projekt Bezirk Null …

Was erwartet mich als Autorin und euch als Leser eigentlich mit diesem Buch? Kurz gesagt, ein Wust an harter Arbeit. In vorherigen Beiträgen habe ich es bereits anklingen lassen, aber Bezirk Null stellt mich vor eine strukturelle Herausforderung. Es hat zwei völlig verschiedene Handlungsorte, fünf Perspektiven und mehrere Rückblenden in die Vergangenheit. Es ist kompliziert, da eine klare Linie zu verfolgen, doch nach Stunden des Grübelns habe ich eine Lösung gefunden. Wuhu! 😀  Diese lautet: Ich greife ein Thema aus Band I auf und lasse alle Handlungsstränge an der Auflösung dieses Themas arbeiten. Damit habe ich einen roten Faden, die Kapitel hängen zusammen und ich stelle zudem den Bezug zu Band eins her. Ohne zu viel vorwegzunehmen lautet die übergeordnete Frage zu diesem Thema: »Was zum Teufel ist Experiment Palladium und was macht das eigentlich mit dem Menschen, an dem geforscht worden ist?«

Derzeit sitze ich an der Überarbeitung. Kapitel eins wurde an zwei Testleser gegeben und von ihnen mit Genuss gelesen, um anschließend mit genauso viel Genuss zerpflückt zu werden. Natürlich nur, um alles besser zu machen, so viel ist klar. 😉

Ansonsten drücke ich mich vor einer Actionszene am Hafen. Damit ich diese gut über die Bühne bringen kann, habe ich wie üblich eine detaillierte Skizze angefertigt und müsste mir nur noch die einzelnen Abläufe überlegen. Wo ist wer? Wann schießt wer? Wer ist überhaupt da? Aber wie das eben so ist, manchmal … ist Netflix zu spannend:

Westhafen.jpg
Der Auswanderungshafen von Red-Mon-Stadt. Die Form ist inspiriert vom Hafen Yokohama.

Damit ich die Rahmenhandlungen in Bezirk Null überblicken kann, habe ich mir einen Zeitstrahl angelegt. Dadurch verliere ich die wichtigen Momente nicht aus den Augen und behalte gleichzeitig im Blick, welche Parallelhandlungen so passieren:

Zeitstrahl.JPG

Das sind neben einer Karteikartenübersicht derzeit meine Grundlagen zur Strukurierung. Es kann also jederzeit mit der Actionszene richtig losgehen!

Ausblick für August und September

Fest steht, ich werde mir Kapitel zwei vorknöpfen und eine Kurzzusammenfassung schreiben. Danach muss ich die einzelnen Szenen auf ihre Notwendigkeit hin überprüfen und mir überlegen, wie ich durch Kürzen mehr Spannung erzeuge. Anschließend brauche ich einen Schlachtplan für die Perspektive von Person fünf. Diese Person bekommt in »Bezirk Null« nach einem recht »sympathischen« Auftritt in Totenläufer eine eigene Stimme und ja, auch das könnte schwierig werden, denn diese Person hat eine ganz eigene Sprache, die simpel, intuitiv und selbstironisch ist. Alles Attribute, die fast nichts mit meiner Art gemein haben. In dem Sinne freue ich mich auf Stunden des Grübelns und Korrigierens, bis der »AHA«-Moment kommt und alles Sinn ergibt. Auf dass der unsympathischste Nebencharakter am Ende die beliebteste Figur wird, nicht wahr?

Abschließend ein Zitat aus dem aktuellen Rohtext. Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit. Ich aus Red-Mon-Stadt verabschiede mich und wünsche einen stets sicheren Tag. Bis zum nächsten Mal!

ZitatAutorenwahnsinn.jpg


Wie ein Roman entsteht: Teil I

Wie ein Roman entsteht: Teil II

Wie ein Roman entsteht: Teil III

Beitragsbild: Coffee and Chocolate von Anders Printz