Gedanken-Mix

Serve the good: Zeichnen inspiriert

Zeichnen ist etwas, das mich seit Jahren begleitet. Vor einigen Jahren konnte ich stunden- und tagelang den Stift nicht aus der Hand legen. Gezeichnet habe ich vor allem Menschen im Mangastil. Heute habe ich kaum noch Geduld, eine Zeichnung überhaupt fertigzustellen. Meist bleibe ich bei einfachen Skizze, die ihr vereinzelt auch in den Beiträgen hier auf dem Blog sehen könnt. Vielleicht fragt ihr euch jetzt, was dieses Thema auf einem Schreibblog zu suchen hat. Ganz einfach: Derzeit stecke ich in einem Kreatief. Egal was ich tippe und wie lange ich es verändere, es gefällt mir nicht. Zeichnen sollte meinen Geist lockern.

Ursprünglich wollte ich deshalb etwas aus meinem Projekt auf Papier bringen. Das hätte mir vielleicht einen neuen Blickwinkel beschert, doch im Grunde gelingt mir das nur an richtig guten Tagen. Dann kam die Rettung. Meine Freundin Stella Delaney schrieb gerade an einer Kurzgeschichte für eine Anthologie. Ihr Protagonist hat eine Abneigung gegen weiße Flächen und das kam mir bekannt vor. Ich vor einem weißen Blatt Papier, auf das eigentlich Worte gehören. Ich hatte sofort ein Bild im Kopf, das mich nicht wieder losließ. Ihr kennt das sicher. So als ob man einen guten Film gesehen hat, den man einfach nicht vergessen kann. Oder wenn man einen Gedanken hat, der einen mehrere Tage verfolgt. Jedenfalls setzte ich mich hin und machte eine winzige Skizze:

Skizze
Aus der Leinwand sollte so etwas wie eine schwarze Wolke wachsen.

Obwohl ich nur fünf Minuten brauchte wurde mir schmerzlich bewusst, dass ich weder eine Ahnung hatte, wie eine Leinwand aussieht, noch wie die Proportionen des Menschen richtig waren. Meine Frustration steigerte isch ins Unermessliche und ich war kurz davor alles abzubrechen. Zum Glück hatte ich gute Unterstützung und rappelte mich auf. Ich entschied, meinem Mitbewohner abzuzeichnen und ein gutes Foto von einer Leinwand  als Vorlage zu nutzen. Und siehe da, es funktionierte. Bis halb zwei in der Nacht saß ich da, meinen Bleistift in der Hand und zeichnete, was das Zeug hält. Hier das Ergebnis:

AlanFürStella
Ich zeichne meist nur mit Bleistift und ergänze einige wenige Akzente.

Eigentlich hätte ich an der Stelle zufrieden sein können, aber wie es so ist, gefiel mir der Scan überhaupt nicht. Am PC sehen Bleistiftzeichnungen immer so blass aus. Ich wollte also mehr Kontrast und tiefe Schatten, weshalb ich mich meiner Photoshopkenntnisse und eines Grafiktabletts bediente. Im Grunde zog ich dabei nur die Linien dunkel nach, fügte Schatten ein und ergänzte etwas Rot.

AlanFürStella2600px

Was das Bild bedeutet ist gar nicht so leicht zusammenzufassen. Beim Zeichnen selbst, mache ich mir natürlich immer irgendwelche Gedanken, die ich dann aber in Sekunden verwerfe. Ich habe mir Stellas Figur ausgeborgt und sie im Grunde in einen neuen Kontext gesetzt.  Ich stelle mir vor, wie Alan einen Brief bekommt, in dem er aufgefordert wird, ins Militär einzutreten (der echte Alan ist Soldat, soweit mir das richtig im Kopf geblieben ist). In dem Moment als er das Schreiben öffnet und begreift, worum es geht, taucht vor ihm diese Leinwand auf und ein Schatten legt sich über ihn. Einerseits will er den Unschuldigen und Guten dienen, andererseits weiß er, dass Soldaten oft unmenschlich handeln müssen. Die angedeutete Zeichnung auf der Leinwand ist eine also Illusion, die sich in einer Explosion löst. Pow, und dann kommt die Dunkelheit.

Lasst es euch gut gehen.
+Mika+


Ich bitte darum, die Bilder nicht ungefragt zu verwenden. Ihr könnt sie gern teilen und weiterverbreiten, aber gebt bitte stets diese Seite und meinen Namen als Quelle an. Ich danke euch!

Gedanken-Mix

Der Weltenbaukasten

Dieser Beitrag könnte alle interessieren, die wissen wollen, wie man eine ganz neue Welt erschafft. Das ist nämlich gar nicht so einfach. Immerhin fängt man bei Null an und erfindet alles neu. Geographie, Klima, Wesen in der Welt, jedes noch so kleine Detail muss bedacht werden, damit die Welt authentisch wird. Kein Wunder also, wenn ein Fantasyroman bis zur Veröffentlichung mehrere Jahre braucht. Das Gleiche gilt für Science-Fiction.

Avatar von WolffstochterTintenspuren

Wir Fantasy Autoren haben es ja leicht. Im Gegensatz zu Autoren, die sich im Hier und Jetzt bewegen oder gar historische Romane schreiben, brauchen wir überhaupt nicht zu recherchieren.
Oder?
 Pergamentkarte copy
Egal in welcher Welt oder Weltenkonstellation ein Fantasy-Roman spielt – sei es die Realität gemischt mit fantastischen Elementen, eine Parallelwelt mit Verbindung zu unserer eigenen oder ein komplett eigenständiges Fantasiereich – genau wie bei allen anderen Geschichten muss das, was in ihr passiert, schlüssig und nachvollziehbar sein. Alles andere merkt der Leser sofort und die fantastische Abenteuerreise, auf der er sich befand, zerbricht.
 
Wir Fantasy Autoren haben es also keineswegs leicht. Wo Andere ihre Nasen in Fachbücher stecken und sich die Hintergrundinformationen ihrer Geschichte zusammensuchen, müssen wir uns diese ausdenken. Und zwar vollumfänglich, mit allem worauf Figuren und Handlung aufbauen. Wo andere das Theaterstück schreiben, müssen wir quasi die Bühne und sämtliche Requisiten gleich mit erfinden.
Wie aber…

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Gedanken-Mix, Schreibarbeit

Auf zu neuen Büchern

Zwei Wochen ist sie her: die Leipziger Buchmesse. Wer schon mal dort war, weiß, so ein Messetag ist anstrengend, aber seine Zeit wert. Leser wollen Autogramme, Autoren Kontakte knüpfen und Verlage ihr Programm präsentieren. Ich war in diesem Jahr am Freitag und Sonntag zugegen und habe alles mitgenommen. Von Vorträgen zum Self-Publishing über Lesungen mir bekannter Autoren oder Gesprächen mit Illustratoren war alles dabei. Einige meiner Erfahrungen möchte ich mit euch teilen.


Die Buchmesse löst in mir stets ein Gefühl von Euphorie aus. Es ist der kurze Blick in die erfolgreiche Buchwelt. Vor zehn Jahren berührten meine Füße zum ersten Mal die Hallen des Messegeländes. Damals kam ich als Mangafan, habe mich vom Japanhype mitreißen lassen und all die Zeichner bewundert, die dort ihre Sachen ausstellten. Dieses Jahr kam ich als Autorin und mischte mich unter das Volk der Verleger. Ich muss gestehen, das war eine ganz schöne Umstellung, denn die lockere Atmosphäre der Mangafans ist nicht überall zu spüren. Doch genau das macht die Leipziger Messe aus. Bunt mischt sich mit akkurat, chaotisch mit sortiert. Welten prallen aufeinander, begegnen sich, erfüllen einander und ich war mittendrin.


Self-Publishing: Marketing oder wie verkaufe ich meine Seele?

Meine erste Anlaufstelle war Halle fünf mit dem Bereich für Self-Publisher. Als ich am Freitagmorgen dort ankam, war die Halle gut besucht. Beinahe etwas zu gut. Die Anziehungskraft, die dieser Teil der Buchbranche innehat, war deutlich zu spüren. Ich startete mit Standbesuchen und einem Vortrag über Selbstvermarktung. Leser, so das Fazit, kaufen Bücher vor allem wegen des Inhalts, des Covers oder des Klappentexts. Die Wahl aufgrund eines Verlags ist eher selten. Eine Tatsache, die ich gut nachvollziehen kann. Bevor ich in die Buchwelt eintauchte, kannte ich höchstens Heyne oder Bastei Lübbe. Autorennamen oder Buchtitel sind für mich bis heute aussagekräftiger als ein Verlagsname. Euch geht es vielleicht ähnlich.

Der Grundtenor in Halle fünf war leicht zu erkennen: Self-Publishing ist Marketing und wer sich mit seinem Buch als Eigenverleger durchsetzen will, muss auch auf Qualität achten und mit Profis zusammenarbeiten. Ob Lektor, Grafiker oder Korrektor, ganz allein wird es schwer. Was auf den ersten Blick demotivierend klingt, hat mich angespornt und tausend Ideen in mir geweckt. Ich dachte, ich kann alles schaffen. Jetzt wo ich diesen Beitrag schreibe, sehe ich das etwas anders. Die von den Veranstaltern geführten Vorträge waren darauf aus, Autoren zu motivieren. Logisch, BoD, epubli und weitere leben von Self-Publishern und verdienen gut an ihnen. Es ist also nicht verwunderlich, dass es heißt, man braucht als Autor keinen Verlag. Ob das wirklich so einfach ist, wie es auf den ersten Blick aussieht, darüber lässt sich streiten.

Tatsache ist, der Autor soll eine „Marke“ werden, unter der ihr Leser euch etwas vorstellen könnt. So wie ihr genau wisst, ob euch eher Bücher von J.K. Rowling interessieren oder von Stephen King. Ich gebe zu, damit habe ich ein Problem. Ein Buch im Eigenverlag zu veröffentlichen bedeutet für mich Freiheit. Ich treffe eigene Entscheidungen und tue das, was ich für richtig halte. Marketing heißt jedoch, sich selbst verkaufen zu müssen und sich auch dem Mainstream anzupassen, um die Verkaufszahlen zu erhöhen. Nur verkaufe ich damit nicht auch meine Seele?


Verlagsspionage

Neben Vorträgen wollte ich in diesem Jahr gezielt Verlagsständen aufsuchen. Es heißt ja immer, man solle das Verlagsprogramm kennenlernen, schauen, ob es zu einem passt, eine Nische finden und sich dort einsortieren. Ich bin deshalb nicht zu den großen Publikumsverlagen gegangen. Das Spektrum dieser ist so groß, dass ich nie weiß, woran ich wirklich bin. Ich habe mich bewusst dazu entschieden, Kleinverlage aufzusuchen und bin dort als Leser aufgetreten. Meine Fragen waren breit gefächert, je nachdem, ob die Mitarbeiter am Stand Zeit hatten oder nicht.

Auf meiner Liste standen zehn Verlage. Bei einigen konnte ich schon beim ersten Blick auf den Stand feststellen, dass meine Werke nicht für sie in Frage kommen. Zu viel Fantasy, zu viel Romantik. In meine engere Wahl gefallen sind der El Gato Verlag, der Luzifer Verlag, der Amrûn Verlag und der Papierverzierer Verlag. Alle vier haben düstere Science-Fiction Werke im Programm und machen einen professionellen Eindruck. Ganz besonders der Stand von El Gato war sehr familiär. Ich saß etwa zehn Minuten gemütlich mit dem Verlagsinhaber auf einem Kissen und habe mich über die Bücher unterhalten, die dort produziert werden. Man sagte mir, es geht nicht um Massentauglichkeit, sondern um etwas Besonderes. Damit haben sie meinen Geist punktgenau getroffen. Ob ich mich nun doch bei Verlagen bewerbe, das entscheide ich demnächst.

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Der inzwischen sehr beliebte Drachenmondverlag auf der Messe. Mir gefallen die Cover sehr gut.

Auf der Suche nach Illustratoren

Wie einige von euch wissen, bin ich ein visueller Mensch. Ich zeichne selbst, fotografiere gern und bastele mit Photoshop Bilder zusammen, die ich für meine Geschichten verwenden kann. Kunst ist ein Teil meiner ganz persönlichen Leidenschaft und ich konsumiere sie in so gut wie allen Formen und Farben. Modern, historisch, abstrakt, detailliert. Warum also nicht auf der Buchmesse nach Inspiration suchen? Warum nicht Illustratoren ansprechen, mit denen ich mir eine Zusammenarbeit vorstellen kann? Mit zwei Künstlerinnen konnte ich ins Gespräch kommen und vielleicht entwickelt sich ja in Zukunft etwas. Zum einen ist dies Synticfaye und zum anderen Miss Geisterhausen, deren Name mich einfach sofort begeistert hat. Synticfaye macht digitale Zeichnungen im Fantasybereiche, aber auch für Science-Fiction. Eines ihrer Bilder hat mich an mein Projekt Hurt No One erinnert, weshalb es in meiner Postkartensammlung landete. Miss Geisterhausen hat genau den düsteren und verruchten Stil, den ich liebe. Ihre Zeichnungen sind grob, aber doch wundervoll ausdrucksstark. Beim Betrachten ihrer Bilder kommen mir gleich unzählige Ideen für neue Geschichten.

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Links das Bild von Miss Geisterhausen, rechts das von Synticfaye. Seid so lieb und kopiert das Foto nicht. Alle Rechte liegen natürlich bei den Künstlern!

Lesungen auf der Messe

Ein weiteres Ziel für die Messe waren Lesungen. Ich wollte von den bekannten und unbekannten Autoren lernen, denn irgendwann will ich für euch auch eine Lesung ausrichten. Aus diesem Grund war aufmerksames Zuhören angesagt. Überall dort, wo gelesen wurde, blieb ich kurz stehen und ließ die Geschichte auf mich wirken. Bemerkt habe ich, dass viele Autoren sehr leise vorlasen und den Blickkontakt mit dem Publikum scheuten. Natürlich, das eigene Buch gibt Sicherheit, aber gut ist es nicht.

Mein persönliches Highlight war die Lesung von Matí, der aus seiner Kurzgeschichtensammlung „Des Monsters Makel“ vorlas. Auch wenn er mir später im Vieraugengespräch sagte, er habe einige Fehler gemacht (ich habe nichts bemerkt), fand ich seine Art vorzulesen einfach grandios. Mit einer lauten Stimme und starker Betonung weckte er sofort das Interesse seiner Zuhörer. Und dann hat er noch diese kratzig düstere Stimme, die perfekt zu seinen Geschichten passt. Einfach wundervoll.


 

Qindie auf der Buchmesse 2016

Und neben all den Dingen, die ich so schon vorhatte, gab es auch noch den Qindiestand. Die Autorengruppe, in der ich mich engagiere, hat es zum zweiten Mal möglich gemacht und einen Stand auf der Buchmesse organisiert. Mein Buch Sieben Raben war mit dabei. Ja wirklich. Es stand zwischen den anderen Büchern im Regal und glänzte in düsterem Blau. Wie stolz ich war und was das für mich bedeutet hat, kann ich gar nicht beschreiben.

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Ich vor dem Qindiestand. Das Bild wurde von Divina Michaelis geschossen.

Mir bleibt nur noch eins zu sagen: Wir sehen uns im nächsten Jahr zur Buchmesse!

+Mika+


Das Beitragsbild und das letzte Foto sind von Divina Michaelis

Aktuelles, Gedanken-Mix

Buchmesse 2016: Ich bin dabei

Liebe Leser, Interessierte und ungewollt auf diesen Blog Gestoßene,

ich bin dabei! Bei der Leipziger Buchmesse 2016. Am Freitag und Samstag werde ich mich in den Hallen der Messe austoben, Veranstaltungen besuchen, mir Inspirationen holen und mich vom Meer der Besucher treiben lassen. Es ist nicht mein erster Besuch, aber dennoch eine kleine Premiere, denn in diesem Jahr wird mein Buch „Sieben Raben“ auf der Messe ausgestellt sein. Und nicht nur das, ich wirke wahrhaftig auf einem Stand mit und bin für euch ansprechbar. Gemeinsam mit den wundervollen Autoren und Autorinnen von Qindie bin ich in Halle 5 am Stand C301 vertreten. Allerdings nicht den ganzen Tag, sondern nur von 15 bis 17Uhr am Freitag und am Sonntag ab 15Uhr. Solltet ihr also Zeit haben, dann schaut einfach am Stand vorbei. Wir Autoren von Qindie freuen uns über jeden Besuch.

Vielleicht fragt ihr euch, was ich die restliche Zeit auf der Messe mache. Ich werde mich wohl hauptsächlich in Halle 2 aufhalten, wo es so viele Dinge aus meiner zweiten ‚Heimat‘ Japan gibt, an denen ich nur sehr schwer, wirklich sehr schwer vorbeigehen kann. Ansonsten besuche ich am Sonntag die Lesung von Mati zu seinem Buch „Des Monsters Makel“ um 14Uhr und werde mich bei allem anderen von meiner Intuition leiten lassen. 🙂 Na, wer von euch wird noch da sein?

Einen Bericht von der Messe und was so alles passiert ist, bekommt ihr von mir eine Woche später.

Ich wünsche euch was.

+Mika+

Mika Krüger - Sieben RabenBeitragsbildAdventskalender

Gedanken-Mix, Schreibarbeit

7 Gründe, warum Raben faszinierend sind

Raben sind düstere Vögel, die auf knorrigen Ästen sitzen und kehlige Laute von sich geben. Wenn ihre schwarze Gestalt am Himmel kreist, haben wir ein mulmiges Gefühl. Sie stehen symbolisch für den Tod und werden bis heute von einem tiefschwarzen Image verfolgt. Dabei brauchen wir vor ihnen keine Angst zu haben. In diesem Beitrag findet ihr sieben Gründen gegen das schlechte Image von diesen erstaunlichen Vögeln.


Grund 1) Raben sind unwahrscheinlich intelligent. Sie können komplexe Handlungen planen, sich Gesichter einprägen und von uns lernen. Wenn sie auf Ästen oder Laternen sitzen, versuchen sie stets, uns einzuschätzen. Sind wir eine Gefahr, ein Freund oder ein Feind? Keinesfalls dient ihr skeptischer Blick dazu, uns einzuschüchtern. Ihnen ist wohl bewusst, dass sie gegen einen Menschen keine Chance haben.

Dank ihrer Intelligenz können sie ganz erstaunliche Dinge tun. Ein Beispiel dafür ist ihr Vorgehen beim Knacken von Nüssen. Dazu nutzen sie den Straßenverkehr, werfen in roten Ampelphasen Nüsse auf die Straße und warten, bis es grün wird. Wenn die Nussschale dann von den Autoreifen geknackt worden ist, bedienen sie sich am Fressen. Ein weiteres Beispiel ihrer Intelligenz seht ihr in diesem Video:

Grund 2) Raben sind sehr kreativ und anpassungsfähig. Deshalb nutzen sie alles, was ihnen in den Schnabel kommt, um ihr Ziel zu erreichen. In Japan lässt sich zum Beispiel beobachten, wie sie Kleiderbügel aus Draht zum Nestbau verwenden. Dabei verbiegen sie den Draht in gewünschter Art und Weise und setzen ihn Stück für Stück aneinander, sodass ein Nest entsteht. Was im ersten Moment unglaublich erscheint, nämlich ein Nest aus Metall, ist ein Zeichen dafür, wie gut sie sich mit dem Leben in der Großstadt arrangiert haben. Zu sehen ist dieses Verhalten in der Doku, die am Ende des Beitrags als Link angegeben ist (ab 25:19).

Grund 3) Raben sind keine Einzelgänger, die darauf lauern anzugreifen, sondern soziale Gruppentiere. Sie leben monogam (ja, ihr habt richtig gehört, die Vögel haben manchen unserer Mitmenschen da was voraus) und sitzen bereits als Jungtiere beisammen und ‚erzählen‘ einander Geschichten. Schade, dass wir nicht verstehen, worum es geht.

Grund 4) Raben sind Singvögel. Das merkwürdige Krächzen oder Glucksen, das Raben aus der Kehle dringt, ist kein beabsichtigt gruseliger Laut. Es ist vielmehr eine ungewöhnliche Art zu singen. Man könnte sagen, es ist die Rabenvariante von öffentlichem Karaoke. Singen für die Geselligkeit sozusagen, ob es nun schön klingt oder nicht.

Grund 5) Raben können sehr zutraulich werden. Man könnte annehmen, dass Menschen und Raben nicht zusammenpassen. Jeder hat Respekt vor dem anderen, aber eine Freundschaft wird das nicht. Weit gefehlt, denn junge Rabentiere können genauso auf den Menschen geprägt werden wie Katze und Hund. Sie lassen sich streicheln, füttern und werden richtig anhänglich. Und mal ehrlich, wer will nicht so ein intelligentes Tier an seiner Seite? Nein okay, das ist natürlich nicht zu empfehlen. Es sind Wildtiere, die ihren eigenen Weg gehen sollten.

Grund 6) Raben sind keine Mörder, sondern Aasfresser. Ein Vorurteil gegenüber Raben ist die Vermutung, sie würden kleinere Singvögel töten, sodass ihre Population in bestimmten Gebieten abnimmt. Während wir es mit einem genervten Blick abnicken, dass unsere Hauskatze einen toten Vogel anschleppt, ist ein Rabe, der dies tut, sofort brutal und bösartig. Noch dazu sind Raben eher Aasfresser als Jäger. Sie begleiten Wölfe und andere Jäger eher beim Beutefang und bedienen sich anschließend, als selbst tätig zu werden. Frei nach dem Motto: Lass die anderen die Arbeit machen.

Rabenvögel sind keineswegs „blutrünstige Mörder“, sondern kümmern sich im Naturhaushalt um die Beseitigung von Aas. Deshalb kamen sie bereits im Mittelalter als Galgenvögel in Verruf. Finden sich heute Raben, Elstern oder Krähen an einem Kadaver ein, wird ihnen gleich ein Mord unterstellt. (Zitat aus NABU)

Grund 7) Raben sind wunderschön und fotogen. Ihr Gefieder glänzt silbern im Licht. Sie haben tiefschwarze Knopfaugen, bewegen sich grazil in der Luft und sind von beachtlicher Größe. Ob bei schummrigem Dämmerlicht, Sonnenaufgang oder Sommersonne, die dunkle Gestalt eines Raben macht sich auf jeder Fotografie gut. Während man beispielsweise eine weiße Taube vor weißen Wolken niemals vernünftig fotografieren kann, ist es ein Leichtes, den sich stark vom Himmel abzeichnenden Rabenvogel schön in Szene zu setzen. Man muss nur schnell genug sein.


Jetzt fragt ihr euch sicher, weshalb ich diesen Beitrag auf einem Blog für Romane und das Schreiben veröffentlicht habe. Ganz einfach, was ich euch hier präsentiert habe, ist in Auszügen das Ergebnis der Recherche für meinen Roman Sieben Raben. Dieser ist nun auch als Taschenbuch über Amazon oder epubli bestellbar. Ob ich da beim Klischee des mordenden Raben geblieben bin, könnt ihr sehr gern überprüfen.


Quellen:

Dokumentation über Raben

Rabenvögel

Rabenvögel: Vorurteile und Fakten

Rabenvögel aufziehen

Anmerkung: Ich nutze hier den Begriff Rabe, obwohl das korrekte Wort Rabenvogel ist und Elstern und Krähen mit einschließt.