Aktuelles, Gedanken-Mix

Sommerpause ist beendet!

Liebe Leser und Interessierte,

vor etwa einem Monat habe ich hier meine Sommerpause bekanntgegeben. Ich wollte mich ganz auf mein Romanprojekt und einige andere Dinge konzentrieren, was auch wunderbar funktioniert hat. Inzwischen sind beinahe alle Kapitel überarbeitet, ich habe das erste Feedback bekommen und kann euch nun wieder mit Neuigkeiten versorgen. Los geht es demnächst mit einem Thema, über das ich mir seit einigen Monaten Gedanken mache: einen Redaktionsplan für mein Blog. Ich muss an dieser Stelle einräumen, dass ich Dinge gern totplane. Für das Blog gilt das jedoch nicht. Hier habe ich immer aus dem Bauch heraus entschieden, was für einen Artikel ich veröffentlichen möchte. Der Nachteil liegt auf der Hand. Manchmal gingen mir einfach die Themen aus und ich geriet in Verzug mit meinen Beiträgen. In der Hoffnung, das in Zukunft besser in den Griff zu bekommen, werde ich also einen vernünftigen Redaktionsplan erstellen und über den Entwicklungsprozess einen Blogbeitrag schreiben. Vielleicht wir der ein oder andere ja davon inspiriert.

Um euch noch kurz mit auf den Weg zu geben, was im letzten Monat passiert ist, hier ein kurzes Statusupdate:

Punkt 1) Hurt No One wird allerspätestens Anfang November auf allen Onlineshops erhältlich sein. Inzwischen bin ich ganz nervös, da die Veröffentlichung schon bald ansteht.

Punkt 2) Ich bin nun stolze Besitzerin von Papyrus Autor und werde meine letzte Überarbeitung damit durchgehen.

Punkt 3) Der vorläufige Coverentwurf von Hurt No One steht, obwohl die Ausarbeitung mich noch einige Kraft kosten wird.

Punkt 4) Ich habe unzählige Projektideen und keine Zeit, sie alle aufzuschreiben. Mag mir jemand eine abnehmen? 😛

Punkt 5) Ich habe am Camp NaNo teilgenommen, war aber weniger produktiv als meine drei KollegInnen, mit denen ich mir eine Cabin teilte. Wer jetzt gerade nicht weiß, worum es geht, schaut einfach auf Stella Delaney Blog nach. Sie hat das ganz wundervoll erklärt. 🙂

Ich hoffe, euch ist es im letzten Monat gut ergangen. Haltet die Ohren steif und genießt den Sommer.

+Mika+

Gedanken-Mix, Schreibarbeit

Selbstzensur: Wieso wir uns beim Schreiben selbst Grenzen setzen

Es gibt Dinge, über die darf ich nicht schreiben. Wieso? Na, das ist eben so. In einen Krimi gehört keine explizite Sexszene, genauso wie in eine romantische Liebesgeschichte kein brutaler Mord passt. Ganz zu schweigen von einem anspruchsvollen Gegenwartsroman, der ja nun wirklich nicht zu viele Klischees bedienen sollte. Passt nicht, gibt’s nicht, soll so nicht sein.

Diese und ähnliche Gedanken machen wir uns beim Schreiben jeden Tag. Einige sagen, in der Literatur gäbe es keine Tabus, andere meinen, Grenzen seien wichtig, um die Erwartungen von Lesern zu erfüllen. Es scheint immer wichtiger zu werden, warum wir etwas nicht tun, als die Frage, warum wir etwas tun. Selbstzensur ist das Thema, das sich dahinter verbirgt. Nur ist das wirklich so dramatisch, wie es klingt?


Selbstzensur: Ein Widerspruch in sich

Zu Beginn eine Kleinigkeit: Ich hatte einen Knoten im Kopf, als ich Selbstzensur zum ersten Mal gehört habe. Wie soll man sich denn selbst zensieren? Geht nicht, dachte ich mir. Immerhin bezeichnet die Zensur etwas, was durch eine Institution oder ein Organ vorgenommen wird. Inhalte werden dabei gezielt kontrolliert und beschnitten. „Streich das! Mach das nicht! Das ist zu kritisch, bloß weg damit!“ Sind Aufforderungen, die ganz gut passen. Es ist ein negativer Begriff, der Einfluss auf die Freiheit hat. Dass man selbst derlei Druck auf sich ausübt, ist für mich ein Widerspruch in sich. Aber halt! Ich habe mich getäuscht. Wenn ich in Ruhe darüber nachdenke, ist er nicht so unsinnig, wie es auf den ersten Blick den Eindruck macht. Werfen wir einen Blick auf das Wort Selbstbestrafung . Es ist ähnlich konstruiert. Bestrafungen werden in der Regel durch andere durchgeführt. Durch die Gesellschaft, Menschen, Institutionen. Psychologisch gesehen, ist es jedoch auch möglich, sein eigenes Verhalten zu bestrafen.


Brisant ist interessant

Im Grunde geht es also darum, ob jemand etwas bewusst oder auch unbewusst aus seinem Romanprojekt streicht, um damit gesellschaftlich weniger aufzufallen, weniger anzuecken, mehr Akzeptanz zu bekommen. Sagt meine Protagonistin wirklich ‚Penner‘ oder ‚Nigger‘, weil sie eine rechtsradikale Schlägerin ist oder lasse ich das lieber, damit sich niemand am Wortlaut stört?

Ein Gedanke aus meinem eigenen Schreibprozess: Eine meiner Protagonistinnen hat in ihrer Vergangenheit ein Tier gequält. Vermutlich aus Frustration über ihre eigene ausweglose Situation. Diese Erfahrung hat sie und ihr zwischenmenschliches Vorgehen stark geprägt. Ich weiß, dass eine solche Szene negativ auffallen wird. Stephen King ist das passiert, als einer seiner Protagonisten in einem Buch einen Hund quälte. Er bekam daraufhin Hassbotschaften. Natürlich möchte ich nicht, dass mir das Gleiche passiert, andererseits ist diese Frau eben eine gefühlskalte Person. Das ist ein Konflikt. Auch jetzt, wo ich diese Worte hier im Blog niederschreibe, fühlt es sich nicht richtig an, eine solche Szene in mein Buch einzubinden. Ich fürchte mich davor, die Quälerei zu erwähnen und zensiere mich selbst, indem ich diesen Aspekt lösche. Nicht etwa, weil es für die Geschichte nicht wichtig ist, sondern weil ich mich fürchte, einen schlechten Eindruck zu machen. Dabei ist es nur eine fiktive Geschichte. Mal ganz davon abgesehen, dass es tatsächlich Menschen gibt, die Tieren schaden. Das ist traurige Realität.

Um zur Selbstzensur zurückzukommen. Es macht durchaus Sinn, zu hinterfragen, aus welchen Gründen bestimmte Dinge von uns selbst gelöscht werden. Wer etwas nicht schreibt, weil es zu brisant ist, läuft Gefahr, nicht ehrlich mit sich und seiner Geschichte zu sein. Eventuell entsteht ein langweiliges Werk ohne Höhen und Tiefen. Zu glatt, zu sauber, zu perfekt. Wer kann damit Menschen aufrütteln? Keiner, denke ich.


Rules

Sich an Schreibregeln und Genregrenzen zu halten, ist keine Zensur

Einige Dinge fallen mir in der Diskussion dennoch negativ auf und verursachen ein Stirnrunzeln. Es ist meiner Ansicht nach keine Zensur, wenn wir uns an Regeln des Schreibens und genrespezifische Grenzen halten. Wer beides überschreitet, ist entweder extrem gut oder, ich muss es sagen, kennt sich nicht aus. Ich kann nicht eine Fantasywelt aufbauen und urplötzlich eine machthungrige Maus einführen, die vom Planet Mauswahn kommt und mit einer Laserstrahlenpistole auf einen Ork zielt. Na gut, ja, das kann ich schon, die Frage ist doch aber, will das jemand lesen? Sehr wahrscheinlich nicht. Und ja, ich kann radikal alle meine Hauptpersonen umbringen, ohne Rücksicht auf Verluste. Ich kann auch Figuren auftauchen lassen, die nichts mit dem eigentlichen Geschehen zu tun haben, pöbeln, brutalen Sex haben, sich die Köpfe blutig schlagen und einfach wieder verschwinden, ohne eine weitere Erwähnung. Kein Problem, aber mehr als einen verwirrten Blick und frustrierte Leser wird das wohl nicht bringen.

Die Frage ist immer, ob man sich freiwillig entscheidet, Dinge zu löschen oder es nur tut, weil man sich gesellschaftlich dazu gedrängt fühlt. Eine Geschichte über einen pädophilen Massenmörder? Nein Danke. Islamkritik? Nein danke. Veganerin trifft Kannibalen? Auch nicht. Zu sagen, wo freiwillig anfängt und wo es aufhört, ist dabei unmöglich. Überall werden wir durch irgendetwas beeinflusst. Wir sollten uns in erste Linie mit der Entscheidung wohlfühlen und sie nicht bereuen. Es ist richtig zu sagen, die Geschichte ist einfach so wie sie ist, egal, ob manche sich daran stören. Wir sollten dazu stehen und mutig sein, die ‚unpassenden‘ Dinge anzusprechen. Es ist allerdings nicht sinnvoll, Schreibregeln zu missachten, nur weil man denkt: „Pah, ich mach das jetzt eben so.“ Wenn ich nicht weiß, wo eine Straße anfängt und wo sie aufhört, werde ich womöglich überfahren.

Mein Eindruck ist, dass die Kritik einer sogenannten Selbstzensur im Bereich Self-Publishing zum Teil (!) dazu genutzt wird, um zu rechtfertigen, warum man bestimmte, unlogische Dinge in Romanen eben doch tut. Es ist Kunst, ich wollte mich nicht selbst zensieren. Von Lesern höre ich demgegenüber immer öfter, Bücher seien Versprechen und mit diesem sind eben auch gewisse Erwartungen verknüpft. Jemand, der einen aufwühlenden Thriller in den Händen hält, wird wohl wütend werden, wenn in diesem eine ausschweifende Dreiecksbeziehung vorkommt. Gedankenlos einfach zu schreiben, was einem gerade einfällt, kann problematisch sein (muss nicht, kann aber …). Für mich ist es daher keine Selbstzensur, zu durchdenken, wie der Roman ankommen könnte. Ich fühle mich dadurch auch nicht meiner Freiheit beraubt. Es gibt tatsächlich viel schwerwiegendere Gründe, sich gegen bestimmte Szenen zu entscheiden. Aus Angst vor gesellschaftlichen Konsequenzen zum Beispiel.

Bis dahin

+Mika+


Nützliche Links

Selbstzensur der Medien

FaZ

Spiegel

Bilder:

Filtern ist keine Lösung: Karsten Suehring

To break the rules you must first master them: Lefteris Heritakis

Gedanken-Mix, Schreibarbeit

7 Gründe, warum Raben faszinierend sind

Raben sind düstere Vögel, die auf knorrigen Ästen sitzen und kehlige Laute von sich geben. Wenn ihre schwarze Gestalt am Himmel kreist, haben wir ein mulmiges Gefühl. Sie stehen symbolisch für den Tod und werden bis heute von einem tiefschwarzen Image verfolgt. Dabei brauchen wir vor ihnen keine Angst zu haben. In diesem Beitrag findet ihr sieben Gründen gegen das schlechte Image von diesen erstaunlichen Vögeln.


Grund 1) Raben sind unwahrscheinlich intelligent. Sie können komplexe Handlungen planen, sich Gesichter einprägen und von uns lernen. Wenn sie auf Ästen oder Laternen sitzen, versuchen sie stets, uns einzuschätzen. Sind wir eine Gefahr, ein Freund oder ein Feind? Keinesfalls dient ihr skeptischer Blick dazu, uns einzuschüchtern. Ihnen ist wohl bewusst, dass sie gegen einen Menschen keine Chance haben.

Dank ihrer Intelligenz können sie ganz erstaunliche Dinge tun. Ein Beispiel dafür ist ihr Vorgehen beim Knacken von Nüssen. Dazu nutzen sie den Straßenverkehr, werfen in roten Ampelphasen Nüsse auf die Straße und warten, bis es grün wird. Wenn die Nussschale dann von den Autoreifen geknackt worden ist, bedienen sie sich am Fressen. Ein weiteres Beispiel ihrer Intelligenz seht ihr in diesem Video:

Grund 2) Raben sind sehr kreativ und anpassungsfähig. Deshalb nutzen sie alles, was ihnen in den Schnabel kommt, um ihr Ziel zu erreichen. In Japan lässt sich zum Beispiel beobachten, wie sie Kleiderbügel aus Draht zum Nestbau verwenden. Dabei verbiegen sie den Draht in gewünschter Art und Weise und setzen ihn Stück für Stück aneinander, sodass ein Nest entsteht. Was im ersten Moment unglaublich erscheint, nämlich ein Nest aus Metall, ist ein Zeichen dafür, wie gut sie sich mit dem Leben in der Großstadt arrangiert haben. Zu sehen ist dieses Verhalten in der Doku, die am Ende des Beitrags als Link angegeben ist (ab 25:19).

Grund 3) Raben sind keine Einzelgänger, die darauf lauern anzugreifen, sondern soziale Gruppentiere. Sie leben monogam (ja, ihr habt richtig gehört, die Vögel haben manchen unserer Mitmenschen da was voraus) und sitzen bereits als Jungtiere beisammen und ‚erzählen‘ einander Geschichten. Schade, dass wir nicht verstehen, worum es geht.

Grund 4) Raben sind Singvögel. Das merkwürdige Krächzen oder Glucksen, das Raben aus der Kehle dringt, ist kein beabsichtigt gruseliger Laut. Es ist vielmehr eine ungewöhnliche Art zu singen. Man könnte sagen, es ist die Rabenvariante von öffentlichem Karaoke. Singen für die Geselligkeit sozusagen, ob es nun schön klingt oder nicht.

Grund 5) Raben können sehr zutraulich werden. Man könnte annehmen, dass Menschen und Raben nicht zusammenpassen. Jeder hat Respekt vor dem anderen, aber eine Freundschaft wird das nicht. Weit gefehlt, denn junge Rabentiere können genauso auf den Menschen geprägt werden wie Katze und Hund. Sie lassen sich streicheln, füttern und werden richtig anhänglich. Und mal ehrlich, wer will nicht so ein intelligentes Tier an seiner Seite? Nein okay, das ist natürlich nicht zu empfehlen. Es sind Wildtiere, die ihren eigenen Weg gehen sollten.

Grund 6) Raben sind keine Mörder, sondern Aasfresser. Ein Vorurteil gegenüber Raben ist die Vermutung, sie würden kleinere Singvögel töten, sodass ihre Population in bestimmten Gebieten abnimmt. Während wir es mit einem genervten Blick abnicken, dass unsere Hauskatze einen toten Vogel anschleppt, ist ein Rabe, der dies tut, sofort brutal und bösartig. Noch dazu sind Raben eher Aasfresser als Jäger. Sie begleiten Wölfe und andere Jäger eher beim Beutefang und bedienen sich anschließend, als selbst tätig zu werden. Frei nach dem Motto: Lass die anderen die Arbeit machen.

Rabenvögel sind keineswegs „blutrünstige Mörder“, sondern kümmern sich im Naturhaushalt um die Beseitigung von Aas. Deshalb kamen sie bereits im Mittelalter als Galgenvögel in Verruf. Finden sich heute Raben, Elstern oder Krähen an einem Kadaver ein, wird ihnen gleich ein Mord unterstellt. (Zitat aus NABU)

Grund 7) Raben sind wunderschön und fotogen. Ihr Gefieder glänzt silbern im Licht. Sie haben tiefschwarze Knopfaugen, bewegen sich grazil in der Luft und sind von beachtlicher Größe. Ob bei schummrigem Dämmerlicht, Sonnenaufgang oder Sommersonne, die dunkle Gestalt eines Raben macht sich auf jeder Fotografie gut. Während man beispielsweise eine weiße Taube vor weißen Wolken niemals vernünftig fotografieren kann, ist es ein Leichtes, den sich stark vom Himmel abzeichnenden Rabenvogel schön in Szene zu setzen. Man muss nur schnell genug sein.


Jetzt fragt ihr euch sicher, weshalb ich diesen Beitrag auf einem Blog für Romane und das Schreiben veröffentlicht habe. Ganz einfach, was ich euch hier präsentiert habe, ist in Auszügen das Ergebnis der Recherche für meinen Roman Sieben Raben. Dieser ist nun auch als Taschenbuch über Amazon oder epubli bestellbar. Ob ich da beim Klischee des mordenden Raben geblieben bin, könnt ihr sehr gern überprüfen. Bis zum nächsten Mal.

+Mika+


Beitragsbild von Robb Hannawacker

Quellen:

Dokumentation über Raben

Rabenvögel

Rabenvögel: Vorurteile und Fakten

Rabenvögel aufziehen

Anmerkung: Ich nutze hier den Begriff Rabe, obwohl das korrekte Wort Rabenvogel ist und Elstern und Krähen mit einschließt.

Gedanken-Mix, Schreibarbeit

Schreiben, das kann doch jeder!

In diesem Beitrag geht es um etwas Persönliches. Um meine Erfahrung mit dem Schreiben. Es geht nicht darum, wie ich schreibe oder warum, sondern darum, wie ich mich fühle, wenn ich über meinen Traum spreche. Ich sehe euch schon die Stirn runzeln: „Ist das jetzt auch so ein Blogeintrag bei dem gejammert wird was das Zeug hält?“ Ich kann euch beruhigen, das ist es nicht. Ich möchte euch von einem Dilemma berichten, das nicht so ungewöhnlich ist, wie es auf den ersten Blick scheint.


Beginnen wir mal ganz am Anfang. Es war einmal … Okay, okay, das würde zu lange dauern und nicht zielgerichtet sein. Der Anfang dieses Blogeintrags beginnt vielmehr mit mir und meiner derzeitigen beruflichen Situation. Einige haben es im Blog bereits verfolgt, im August 2015 habe ich mein Studium abgeschlossen und war plötzlich vogelfrei. Im Gegensatz zu vielen anderen, wusste ich sofort, was ich nach dem Studium machen will: Teilzeit arbeiten, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen und gleichzeitig schreiben zu können. Es war ein Gefühl von grenzenloser Euphorie nach sieben Jahren Studium endlich das tun zu können, was ich immer tun wollte. Die Realität sieht natürlich etwas anders aus. Wer hat schon Lust nach einem harten Arbeitstag abends noch in die Tasten zu hauen? Ich geb’s zu, ich nicht. Trotzdem schreibe ich viel und sehr regelmäßig. In erster Linie, weil ich daran glaube, dass es irgendwo da draußen Menschen gibt, die mit meinen Geschichten Spaß haben können. Als Autorin bin ich streng genommen Entertainer. Immer am Überlegen, wie ich die nächste Szene so eindrücklich wie möglich über die Bühne bringe. Wenn ich Wörter zusammensetze, habe ich mein Publikum immer vor Augen und stelle mir die Reaktionen vor. Berührt, schockiert, belustigt oder wütend? Das bereitet mir ungeheure Freude und treibt mich zu Höchstformen an.

Trotz alledem fällt es mir bis heute schwer, über das, was ich tue, zu sprechen. Das ist mein Dilemma und ein Widerspruch in sich. Am liebsten würde ich in die Welt hinausrennen und euch alle mit meinen Geschichten, ja, nennen wir es beim Namen, nerven. Meine Reaktion ist dann leider das Gegenteil von dem, was ich mir wünsche. Ich bleibe sitzen und behalte alles für mich. Sind ja eh nur meine dummen Ideen, oder?

Ich habe mich gefragt, warum das so ist? Andere plappern doch auch einfach drauflos. Ein Grund liegt auf der Hand: Ich gehe nicht den normale Lebensweg, sondern einen ungewöhnlichen, unsicheren. Kaum jemand wird anerkennend nicken, wenn ich ihm von meinen Zukunftsplänen berichte, es bricht viel eher betretenes Schweigen aus. Das gilt nicht nur für den Beruf des Autors, sondern genauso für all die anderen Kreativen im Bereich der Kunst oder Musik. Unser täglich Brot hat einen großen Nachteil: Es hat keinen konkreten Nutzen. Wer Hunger hat, muss essen. Wer zur Arbeit will, braucht ein Zugticket oder ein Auto. Bilder, Bücher, Lieder sind im Gegensatz dazu Luxusartikel, die für den Alltag nicht  überlebensnotwendig sind. Sie sind das Toping und das kann auch mal wegbleiben.

Aus diesem Grund ist es nicht verwunderlich, dass angehende Autoren skeptisch beäugt werden. Aber nicht nur deshalb. Ein weiterer Faktor ist der folgende Gedanke: Schreiben, das kann doch jeder. Dazu braucht man nur einen PC und eine Tastatur, dann reiht man fleißig ein paar Wörter aneinander und schon … ist ein Roman aus dem Hut gezaubert. Kann ja nicht so schwer sein. Autoren wie Stephen King oder J. K. Rowling haben Talent! Die sind etwas Besonderes. Für alle anderen ist schreiben nur ein Hobby und mit dem lässt sich bekanntlich nichts verdienen. Es käme ja auch keiner auf die Idee zu sagen: Ach, ich gehe regelmäßig schwimmen und jetzt möchte ich davon leben. Die fünfzig Bahnen, dafür kann man mich ruhig bezahlen. Also die, die zugucken und sehen, wie außerordentlich grazil ich schwimme, meine ich.

Eine meiner Autorenkolleginnen sagte mal zu mir, dass sie sich als richtige Autorin gefühlt hat, als sie sich selbstständig machte. Das ist etwas Offizielles wie ein Studienabschluss oder ein Zeugnis. Den Titel Anwalt führt man zu recht, der Titel Autor lässt sich im Gegensatz dazu nicht bescheinigen. Man wird Autor über Nacht. Manche sagen, man habe erst ein Recht darauf, sich Autor zu nennen, wenn man eine Veröffentlichung vorweisen kann. Andere sagen, jeder, der schreibt, ist Autor. Mir ist das, ganz ehrlich, völlig egal. Ich weiß nur, dass ich meiner Tätigkeit einen Namen geben möchte. Ich bin Autorin, weil ich schreibe. Ich schreibe, weil ich Autorin bin. Warum ich also nicht über meinen Beruf sprechen kann, liegt in der Sache selbst begründet. Der Beruf Autor ist nicht verifizierbar.

Ein weiterer Hemmschuh bin ich selbst. Ja, richtig, ich selbst. Hat lange gedauert, mir das einzugestehen. Ich habe mir seit jeher mehr Unterstützung gewünscht. Wie habe ich mir diese Unterstützung vorgestellt? Von der simplen Frage nach dem: Was schreibst du grad?, bis hin zur Mund zu Mund Propaganda, weil meine Geschichten Begeisterung erwecken, wäre mir alles recht gewesen. Doch es kam nur wenig und ich fühlte mich abgelehnt und fragte mich, ob ich etwas falsch mache oder noch schlimmer, ob ich nicht weniger wert bin als beispielsweise der erfolgreiche Anwalt. Das klingt verrückt, aber solche Sachen kamen mir in den Kopf und ich denke, einigen unter euch geht es ähnlich.

Fakt ist: Seitdem ich offener mit meinem Wunsch zum Schreiben umgehe, bekomme ich mehr Resonanz als jemals zuvor. Wieso? Weil Begeisterung abfärbt. Ein graues Mäuschen wird neben dem schillernden Prachtexemplar einfach untergehen. Es ist also gar nicht so wichtig, sich zu fragen, ob wir anderen gerecht werden. Viel wichtiger ist es, sich einzugestehen, dass das Schreiben ein wichtiger Teil von uns ist, an den wir selbst glauben.

In dem Sinne wünsche ich euch allen noch einen erfüllten Valentinstag. Ich bin ja nicht so die Romantikerin, aber ein Schokoherz lässt auch mich weich werden. ;P

+Mika+

Valentinsraben

PS: War euch der Beitrag zu philosophisch? Keine Angst, solche Ausbrüche passieren mir höchstens alle paar Monate, ach nein Wochen. Wenn ich es mir recht überlege, passiert das alle paar Tage. Okay, ich bin ehrlich … stündlich.


 

Quellen:

Beitragsbild

Raben mit Herz

Gedanken-Mix

Pünktlich zum ersten Advent ist die Schlacht geschlagen …

… zumindest vorerst …

Zuerst einmal, wünsche ich euch allen einen wundervollen ersten Advent! Genießt den Sonntag und lasst euch nicht vom Schnee nicht in die Knie zwingen.

Nun zum Schreibmonat November: Für mich ist der NaNo in diesem Jahr beendet. Die 50.000 Wörter waren schon am Dienstag geschafft, aber ich wollte gemeinsam mit meiner Kollegin Stella Delaney über die Ziellinie springen. Das haben wir dann gestern gemacht und auf der NaNo Homepage unseren Text validiert. Ich bin nun also ein „Gewinner“.

Es war für mich ein erfolgreicher Monat mit Höhen und Tiefen. Meine Hauptfiguren Neel und Rina sind mir mit jeder Seite mehr ans Herz gewachsen, entpuppten sich jedoch als selbstständige Menschen, die ohne mich zu fragen, ihren eigenen Kopf durchsetzten. Meinen Plot musste ich dadurch jedoch nach zwei Wochen über den Haufen werfen. Die gut durchdachte Planung war dahin. Ich wollte eine Antagonistin, die von oben her beeinflusst wird und habe nun eine Frau, die im Hintergrund alle Strippen zieht. Mir schwebte eine Hauptheldin vor, die ängstlich und stur sein sollte, nun ist Rina eine Frau, die ohne zu zögern ihren Willen durchsetzt. Hatte ich geplant, dass es nur zwei Hauptpersonen gibt, sind es inzwischen vier.

Das schnelle Schreiben hat mich davon abgehalten, viel über die Struktur meines Werkes nachzudenken. Es hat sich verselbstständigt und mich gerade deshalb ständig auf Trab gehalten. Leider bringt diese Art des Schreibens auch einen großen Nachteil mit sich: Das Werk ist nun chaotisch. Ehe ich es irgendjemandem zum Lesen geben kann, muss ich dringend und ich meine DRINGEND alles überarbeiten … Diesen grauenvollen Arbeitsschritt werde ich im Januar beginnen, denn bisher ist mein Projekt noch gar nicht fertig. Der große Showdown steht meinen Hauptfiguren noch bevor. Drückt mit also die Daumen, dass ich trotz beendetem NaNo die Euphorie nicht verliere.

Im Dezember werde ich mich wieder mehr meinem Blog widmen, euch mein Projekt näher vorstellen und eine Schreibpause einlegen.

Und ich freue mich auch mit meiner Kollegin Sarah Richizzi, die ihren NaNo schon einige Tage vor mir beendet hat. 🙂

NaNo-2015-Winner-Banner.jpg

Bis dahin

+ Mika +


Beitragsbild: Mika M. Krüger