Von Oktober 2013 bis März 2014 habe ich mich als Austauschstudentin und Praktikantin in Japan aufgehalten und einige Interessante Orte besucht. Dazu zählt auch die unterirdische Hochwasserschutzanlage in Saitama.
Da ich nicht so der Fan von typischen Sight-Seeing Spots bin, stelle ich hier auf dem Blog nicht unbedingt das vor, was jeder erwarten würde. Heute geht es mir deshalb um ein etwas anderes touristisches Ziel. Es hat mit Hochwasser zu tun. Ich kam im Januar 2014 nämlich in den Genuss, eine etwas andere „Hochwasserschutzanlage“ in Japan zu besuchen.

Dieser sogenannten Wasserspeicher in der Präfektur Saitama wurde vor über 10 Jahren erbaut. Es handelt sich dabei jedoch nur bedingt um einen „Speicher“. Vielmehr ist es eine 6 km lange Konstruktion, die das Hochwasser von einem Fluss zum nächsten transportieren und die Gefahr einer Überflutung mindern soll.
Da es sich um ein Projekt handelt, was für die Bürger Japans und deren Sicherheit verwirklicht worden ist, kann man Teile des unterirdisch angelegten Speichers kostenlos! besichtigen. Klar, das ich mir das nicht entgehen lassen konnte.
The Metropolitan Area Outer Underground Discharge Channel
Unter diesem etwas kryptischen Namen ist der unterirdisch angelegte Wasserspeicher bekannt. Allerdings trägt er auch einen einprägsameren Namen, der von der örtlichen Bevölkerung ausgewählt wurde: 彩龍の川 (Sairyu-gawa) Der Farbdrachenfluss*
Der Name leitet sich von der im Untergrund gelegenen Form des Speichers ab. Diese gleicht einem asiatischen Drachen. Länglich geschwungen mit breiter Schnauze am Ende. Wie man auf diesem Foto mit viel Fantasie erkennen kann:
Grundsätzlich ist das Bauwerk deshalb so beeindruckend, weil es künstlich in die Erde gegraben worden ist und extreme Dimensionen einnimmt. In den sechs Wasserspeichern findet sogar eine Rakete platz.

dagegen aus. Quelle: Broschüre vom Januar 2014.
Wie kann man sich das Umleiten des Wassers vorstellen?
Insgesamt kann man drei Elemente in der Gesamtkonstruktion erkennen, fünf Wasserspeicher, ein Tunnel, der alle miteinander verbindet und am Ende, der öffentlich zugängliche Teil, ein 18 Meter hoher und Fußballfeld großer Speicher (siehe Bild oben).
Wozu das Ganze überhaupt?
Das Gebiet (siehe Bild unten) zwischen den Flüssen Naka-gawa und Ayase-gawa in Saitama, liegt relativ tief zwischen zahlreichen höheren Ebenen. Es kann somit als Tal verstanden werden. Bei Regen läuft das Wasser von den Höhen direkt ins Tal und staut sich dort. Aus diesem Grund gibt es regelmäßig Überflutungen in allen Teilen des Landstriches. Beispielsweise im September 1991 in Higashi Iwatsuki.
Um die Gefahr von Hochwassern in diesem dicht besiedelten Gebiet zu vermeiden, baute man den unterirdischen Fluss. Er transportiert das Wasser von vier Flüssen bis zum großen Fluss Edo-gawa, der die Mengen ohne Probleme aufnehmen und ins Meer leiten kann. Das Hochwasserrisiko wird damit erheblich gemindert.

Fläche. Sieht aus wie ein Teller. Quelle: Brochschüre vom Januar 2014.
Tja, und so sah es dann im Innern aus. Ich kann mir den Vergleich nicht verkneifen, denn eigentlich kam ich mir vor, als stünde ich in der modernen Version der „Mienen von Moria“ aus „Herr der Ringe“.
Clou bei der Besichtigung, das überdimensionale Bauwerk wurde während meines Aufenthalts gereinigt. Da sich Schlamm, Algen und anderes unerwünschtes Zeug im Speicher sammeln, wird der Boden regelmäßig von allen Verunreinigungen befreit. Das klingt befremdlich, macht jedoch Sinn, denn die Schlammmassen belegen den wichtigen Speicherplatz für das Wasser.
Trotzdem konnte ich mir einen Gedanken an das traditionell übliche „Souji“ in japanischen Schulen nicht verwehren.
Einziges Problem bei der Besichtigung, in der englischen Beschreibung steht wörtlich: Ohne Japanischkenntnisse oder Dolmetscher können wir Sie aus Sicherheitsgründen leider nicht an der Führung teilnehmen lassen. Eigentlich ist der Weg in den Wasserspeicher nur eine Treppe nach unten. Also nicht sehr gefährlich. Allerdings werden alle Erklärungen im Bauwerk ausschließlich auf Japanisch gemacht, weshalb ich die Tour nur für Leute mit zumindest Mittelstufen Japanisch empfehlen kann. Sonst lohnt sich der Ausflug womöglich nicht.
Zum Abschluss dann noch mal ein paar Fotos vom ganzen Komplex. Leider lässt sich die enorme Größe nur schlecht auf Kamera festhalten. Ich persönlich fühlte mich im unterirdischen Komplex so klein wie eine Laus.

Der Raum wurde auch als Filmkulisse benutzt. Beispielsweise für einen Teil von Kamen Rider.

Als Tourist darf man da natürlich nicht hin … Schade eigentlich.
Anmerkungen und Quellen:
*freie Übersetzung
Homepage des Wasserspeichers
Broschüre über den Wasserspeicher vom Januar 2014
Wenn nicht anders verwiesen, wurden eigene Fotos verwendet.
Das ist ja unglaublich interessant! Schön, dass du darüber geschrieben und berichtet hast, so lernt man auch andere Seiten kenne und nicht nur die Klassiker.
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Ich danke dir für den Kommentar! Es war auch eine sehr gute Erfahrung, und ich war schon etwas erfürchtig in dieser riesigen ‚Halle‘.
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