… von Johannes Möhler …
Handlung
Martin ist verheiratet, Mitglied im Kanuverein und hat Freunde. Zwei richtig Gute um genau zu sein. Doch das zunehmende Alter bereitet ihm Probleme, er fühlt sich unattraktiv und langweilig. Er flieht in eine heiße Affäre und bekommt so die Anerkennung, die er dringend braucht. Was er jedoch nicht weiß: Seine Selbstzweifel sind nicht das Einzige, was sein Leben völlig auf den Kopf stellt. Einer nach dem anderen sterben seine Freunde. Die Polizei glaubt an Unfälle, aber Martin weiß genau, irgendjemand steckt dahinter und will den Männerfreunden an den Kragen.
Die Figuren
Dem Protagonisten Martin wird sich in diesem Werk auf psychologischer Ebene genähert. Ich erlebe Martins Ängst, seine Wünsche und muss auch an seinen Abgründen teilhaben. Obwohl der Roman nicht im Ich-Erzähler geschrieben worden ist, spüre ich stark Martins Perspektive. Mein Problem war jedoch, dass er mir unsympathisch war. Ohne Skrupel betrügt er seine Frau und kriecht am Ende reuig zu ihr zurück. So echt und lebensnah mir dieses Geschehen auch vorkommt, so sehr weiß ich auch, dass nicht jeder Ehemann ein solcher Feigling ist.
Ich finde, mit wenig Aufwand hätte Martin noch mehr von meiner Sympathie gewinnen können. Er könnte zumindest an die Folgen seines Verhaltens denken, Fehler bei sich suchen und sich zumindest darüber im Klaren sein, dass sein Betrug moralisch falsch ist. Das macht sein Fehlverhalten zwar nicht besser, aber dem Betrüger Martin gönne ich die grauenhaften Schicksalsschläge beinahe. Das wiederum führt dazu, dass ich gar nicht mehr so wissen will, was aus Martin eigentlich wird, weil er meinetwegen auch selbst Opfer des Mörders werden kann.
Insgesamt
Mit seinem bedrückenden Erzählstil schafft Johannes Möhler einen Thriller, der den psychologischen Spiegel des Haupthelden Martin darstellt und ohne die typischen Elemente eines Thrillers auskommt.
Anstatt ständig eine echte Gefahr in Form eines bösen Antagonisten zu zeigen, begleiten wir Martin auf seinem Weg in einen ernsthaft paranoiden Zustand, und wissen am Ende selbst nicht mehr, ob wir Martin noch glauben können. Der Roman ist ehrlich mit uns und der Realität, es gibt keine heroischen Übermenschen. Alle Figuren sind echt und lebensnah gezeichnet.
Wer also Lust auf einen Thriller hat, der sehr real ist und Interesse an Stimmungsschwankungen von Männern Mitte Vierzig hat, der findet hier die richtige Lektüre.
Ich für meinen Teil hatte aufgrund des sehr guten Schreibstils meinen Spaß, war jedoch vom Protagonisten stark enttäuscht.
Link zum Buch: Weggetrieben bei Lovelybooks