Gedanken-Mix, Schreibarbeit

Schreiben, das kann doch jeder!

In diesem Beitrag geht es um etwas Persönliches. Um meine Erfahrung mit dem Schreiben. Es geht nicht darum, wie ich schreibe oder warum, sondern darum, wie ich mich fühle, wenn ich über meinen Traum spreche. Ich sehe euch schon die Stirn runzeln: „Ist das jetzt auch so ein Blogeintrag bei dem gejammert wird was das Zeug hält?“ Ich kann euch beruhigen, das ist es nicht. Ich möchte euch von einem Dilemma berichten, das nicht so ungewöhnlich ist, wie es auf den ersten Blick scheint.


Beginnen wir mal ganz am Anfang. Es war einmal … Okay, okay, das würde zu lange dauern und nicht zielgerichtet sein. Der Anfang dieses Blogeintrags beginnt vielmehr mit mir und meiner derzeitigen beruflichen Situation. Einige haben es im Blog bereits verfolgt, im August 2015 habe ich mein Studium abgeschlossen und war plötzlich vogelfrei. Im Gegensatz zu vielen anderen, wusste ich sofort, was ich nach dem Studium machen will: Teilzeit arbeiten, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen und gleichzeitig schreiben zu können. Es war ein Gefühl von grenzenloser Euphorie nach sieben Jahren Studium endlich das tun zu können, was ich immer tun wollte. Die Realität sieht natürlich etwas anders aus. Wer hat schon Lust nach einem harten Arbeitstag abends noch in die Tasten zu hauen? Ich geb’s zu, ich nicht. Trotzdem schreibe ich viel und sehr regelmäßig. In erster Linie, weil ich daran glaube, dass es irgendwo da draußen Menschen gibt, die mit meinen Geschichten Spaß haben können. Als Autorin bin ich streng genommen Entertainer. Immer am Überlegen, wie ich die nächste Szene so eindrücklich wie möglich über die Bühne bringe. Wenn ich Wörter zusammensetze, habe ich mein Publikum immer vor Augen und stelle mir die Reaktionen vor. Berührt, schockiert, belustigt oder wütend? Das bereitet mir ungeheure Freude und treibt mich zu Höchstformen an.

Trotz alledem fällt es mir bis heute schwer, über das, was ich tue, zu sprechen. Das ist mein Dilemma und ein Widerspruch in sich. Am liebsten würde ich in die Welt hinausrennen und euch alle mit meinen Geschichten, ja, nennen wir es beim Namen, nerven. Meine Reaktion ist dann leider das Gegenteil von dem, was ich mir wünsche. Ich bleibe sitzen und behalte alles für mich. Sind ja eh nur meine dummen Ideen, oder?

Ich habe mich gefragt, warum das so ist? Andere plappern doch auch einfach drauflos. Ein Grund liegt auf der Hand: Ich gehe nicht den normale Lebensweg, sondern einen ungewöhnlichen, unsicheren. Kaum jemand wird anerkennend nicken, wenn ich ihm von meinen Zukunftsplänen berichte, es bricht viel eher betretenes Schweigen aus. Das gilt nicht nur für den Beruf des Autors, sondern genauso für all die anderen Kreativen im Bereich der Kunst oder Musik. Unser täglich Brot hat einen großen Nachteil: Es hat keinen konkreten Nutzen. Wer Hunger hat, muss essen. Wer zur Arbeit will, braucht ein Zugticket oder ein Auto. Bilder, Bücher, Lieder sind im Gegensatz dazu Luxusartikel, die für den Alltag nicht  überlebensnotwendig sind. Sie sind das Toping und das kann auch mal wegbleiben.

Aus diesem Grund ist es nicht verwunderlich, dass angehende Autoren skeptisch beäugt werden. Aber nicht nur deshalb. Ein weiterer Faktor ist der folgende Gedanke: Schreiben, das kann doch jeder. Dazu braucht man nur einen PC und eine Tastatur, dann reiht man fleißig ein paar Wörter aneinander und schon … ist ein Roman aus dem Hut gezaubert. Kann ja nicht so schwer sein. Autoren wie Stephen King oder J. K. Rowling haben Talent! Die sind etwas Besonderes. Für alle anderen ist schreiben nur ein Hobby und mit dem lässt sich bekanntlich nichts verdienen. Es käme ja auch keiner auf die Idee zu sagen: Ach, ich gehe regelmäßig schwimmen und jetzt möchte ich davon leben. Die fünfzig Bahnen, dafür kann man mich ruhig bezahlen. Also die, die zugucken und sehen, wie außerordentlich grazil ich schwimme, meine ich.

Eine meiner Autorenkolleginnen sagte mal zu mir, dass sie sich als richtige Autorin gefühlt hat, als sie sich selbstständig machte. Das ist etwas Offizielles wie ein Studienabschluss oder ein Zeugnis. Den Titel Anwalt führt man zu recht, der Titel Autor lässt sich im Gegensatz dazu nicht bescheinigen. Man wird Autor über Nacht. Manche sagen, man habe erst ein Recht darauf, sich Autor zu nennen, wenn man eine Veröffentlichung vorweisen kann. Andere sagen, jeder, der schreibt, ist Autor. Mir ist das, ganz ehrlich, völlig egal. Ich weiß nur, dass ich meiner Tätigkeit einen Namen geben möchte. Ich bin Autorin, weil ich schreibe. Ich schreibe, weil ich Autorin bin. Warum ich also nicht über meinen Beruf sprechen kann, liegt in der Sache selbst begründet. Der Beruf Autor ist nicht verifizierbar.

Ein weiterer Hemmschuh bin ich selbst. Ja, richtig, ich selbst. Hat lange gedauert, mir das einzugestehen. Ich habe mir seit jeher mehr Unterstützung gewünscht. Wie habe ich mir diese Unterstützung vorgestellt? Von der simplen Frage nach dem: Was schreibst du grad?, bis hin zur Mund zu Mund Propaganda, weil meine Geschichten Begeisterung erwecken, wäre mir alles recht gewesen. Doch es kam nur wenig und ich fühlte mich abgelehnt und fragte mich, ob ich etwas falsch mache oder noch schlimmer, ob ich nicht weniger wert bin als beispielsweise der erfolgreiche Anwalt. Das klingt verrückt, aber solche Sachen kamen mir in den Kopf und ich denke, einigen unter euch geht es ähnlich.

Fakt ist: Seitdem ich offener mit meinem Wunsch zum Schreiben umgehe, bekomme ich mehr Resonanz als jemals zuvor. Wieso? Weil Begeisterung abfärbt. Ein graues Mäuschen wird neben dem schillernden Prachtexemplar einfach untergehen. Es ist also gar nicht so wichtig, sich zu fragen, ob wir anderen gerecht werden. Viel wichtiger ist es, sich einzugestehen, dass das Schreiben ein wichtiger Teil von uns ist, an den wir selbst glauben.

In dem Sinne wünsche ich euch allen noch einen erfüllten Valentinstag. Ich bin ja nicht so die Romantikerin, aber ein Schokoherz lässt auch mich weich werden. ;P

+Mika+

Valentinsraben

PS: War euch der Beitrag zu philosophisch? Keine Angst, solche Ausbrüche passieren mir höchstens alle paar Monate, ach nein Wochen. Wenn ich es mir recht überlege, passiert das alle paar Tage. Okay, ich bin ehrlich … stündlich.


 

Quellen:

Beitragsbild

Raben mit Herz

10 Gedanken zu „Schreiben, das kann doch jeder!“

  1. Ich kann das eins zu eins bestätigen! Jahre lang wusste bei mir niemand, dass ich überhaupt schreibe. Die Sorgnis belächelt zu werden hinderte mich daran überhaupt offen darüber zu reden. Noch nicht einmal gegenüber Freunden oder Familie, schlichtweg, weil ich die Reaktion nicht wissen wollte in der Befürchtung, dass sie negativ ausfällt. Als ich mich durchrang, kam zu meiner Überraschung, Begeisterung entgegen und eine Art Stolz anderer, dass ich mich so etwas trauen würde. Natürlich gab es auch hier und dort jemanden, der meint, dass dies sicherlich nicht mehr als ein Hobby sein kann. Menschen, die so etwas sagen, die verstehen künstlerische Menschen nicht. Sie begreifen nicht, dass man so etwas aufwändiges nicht „einfach so als Hobby“ macht. Das ist gar nicht möglich. Es steckt unfassbar viel Arbeit und Herzblut in diesen Büchern, die wir schreiben. Wir können nichts dafür, dass der Markt so hart umkämpft ist 😀 doch Offenheit, so habe ich gemerkt, ist unfassbar wichtig. Daher habe auch ich einen Blog eröffnet, um Resonanz zu erhalten. Und genau hier, auf unseren Blogs, treffen wir auf die Menschen, die an unseren Werken wirklich interessiert sind. Sie nehmen uns ernst 🙂

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  2. Lass mich dir eines von ganzem Herzen versichern: (so richtig) Schreiben kann eben längst nicht nicht jeder, und du kannst es. Sei stolz darauf, du hast allen Grund dazu.

    Und jetzt besorge ich uns eins dieser „I’m a writer“ T-Shirts, damit wir in Zukunft mal im Partnerlook über die Buchmesse spazieren können ^^

    (Nebenbei: Die Raben sind sowas von niedlich ^^ Wusstest du, dass in „Blut und Regen“ sogar Raben vorkommen?)

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    1. Danke für die aufmunternden Worte. Das beruhigt mich wirklich.
      Oh ja, das mit dem T-Shirt wird super. Ich bin für die Frankfurter Buchmesse, da haben wir noch etwas Zeit zum Planen. 🙂
      Erwähnt hattest du es nicht, aber sie passen ja wunderbar in die Szenerie. Welche Rolle spielen sie denn?

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      1. Gerne doch 🙂

        Und Frankfurter Buchmesse klingt super, das hatte ich für dieses Jahr auch schon geplant (muss wohl schon bald ein Hotelzimmer suchen, sonst werden die knapp oder unbezahlbar). Ich bin dabei ^^

        Und hauptsächlich dienen die Raben der Stimmung, zum Teil aber auch Foreshadowing (in der germanischen und keltischen Kultur können ja Raben und Krähen die Zukunft vorhersagen – siehe „Crow on the Cradle“). So hat Will einmal einen ziemlich seltsamen Traum, in dem ein Rabe vorkommt, und als er seinem Begleiter davon erzählt, will der plötzlich unbedingt über etwas anderes reden.

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  3. Ich glaube, Du sprichst mit diesem Beitrag vielen Leuten aus der Seele!
    Vieles von dem haben wir selbst schon erlebt oder befürchten noch, es zu erleben.
    Allerdings kann ich Dich beruhigen, es geht auch anderen Künstlern so. Eine ehemalige Bekannte von mir ist Malerin. Sie malt meistens nur für sich, ihre Familie und manchmal (einmal jährlich) verkauft sie Sachen auf einem Weihnachtsmarkt. Und sie bekommt jedes Mal wieder dieselbe Frage, in der es darum geht, ob ihr Mann denn wirklich so viel Geld verdient, dass sie sich dieses Hobby leisten können. Sie hat eben keine Galerie-Ausstellungen vorzuweisen oder so und schon ist es nur ein zeitraubendes Hobby.

    Da haben wir als Autorinnen es doch wesentlich einfacher, oder?

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    1. Ich danke dir für die optimistischen Worte. 🙂 Ich habe beim Schreiben des Beitrags auch an Künstler und Musiker gedacht. Denen geht es in vielerlei Hinsicht ähnlich. Ich will mich auch gar nicht beklagen. Ich habe viel Spaß mit dem, was ich mache, aber es ist eben manchmal auch schwierig.
      Der von dir beschriebene Fall ist natürlich sehr demütigend. Ich bewundere Menschen, die trotz aller Hürden einfach nicht aufgeben.

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  4. Hallo Mika,

    das kann ich völlig nachvollziehen. Seit ich in meinem Freundeskreis auch vom Handwerk des Schreibens berichte, bekomme ich auch Sätze wie: „Echt, das muss man auch bedenken.“ oder „Ich hatte ja gar keine Ahnung, wieviel Arbeit Schreiben ist.“

    Offen reden hilft, und die Leute die einen Belächeln gibt es ja überall. Damit muss man Leben, wie mit schlechter Kritik. 😉

    Lieben Gruß
    Hannes

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  5. Liebe Mika,

    etwas verspätet erst lese ich deinen löblich ehrlichen, selbstkritischen Beitrag ‚Schreiben, das kann doch jeder‘ , der dir auch einigermaßen positive Resonanz eingebracht hat. Schreiben, kann eben nicht jeder! Jedenfalls wenn es darum geht mit der Sprache nicht nur Sachverhalte, sondern Gefühle, Zweifel, Verwirrungen, Erkenntnisse unbedingt seiner menschlichen Umwelt unter dem Zwang mitteilen zu wollen, auch davon seine Existenz fristen zu können.

    Du selbst hast es schon erkannt, einige der Kommentatoren bestätigen es dir auch: Kunst ist brotlos – außer nachdem man einen durchbrechenden Erfolg hat. So kümmern sich dann die meisten angehenden AutorInnen um allseits angebotene Techniken ‚bekannt zu werden‘ in dem sie sich ‚zeigen‘, unablässig in den diversen social media foren sich verbreiten, worin es auch an entsprechenden Ratgebern nicht mangelt. Das erinnert mich schmunzelnd immer an solche Ratgeber (den es tatsächlich auch mal gab: ‚Wie werde ich reich?‘ Der einzige der reich wurde, war der Herausgeber dieses Pamphlets.

    Liebe Mika, keineswegs will ich dich entmutigen, ich weiß wovon ich spreche, denn deine Erfahrungen machte ich selbst mit meinen jugendlichen Schriftsteller-Ambitionen. Und ich entschied mich – vernünftiger Weise für einen Beruf und schrieb nur nebenher. Auslöser war die Lektüre von Joseph Conrads Werk ‚Taifun‘. die mich selber so begeisterte, dass ich auch zur See fuhr. Wie du sicher weißt, war J. Conrad Seefahrer, sogar Kapitän. Ich kam zur Erkenntnis, dass man nur darüber schreiben kann, wovon man was versteht, also in die menschliche Problemtik entweder durch eigenes Erleben oder durch eine tiefere Einsicht über Ausbildung und Beruf – Talent zum Schreiben natürlich vorausgesetzt. Sich ein T-shirt anzuziehen auf dem steht I’m a writer dagegen finde ich albern.

    Wenn man/frau sein Leben finanzieren kann ohne dauernd nach dem Wohlwollen einer Fangemeinde schielen zu müssen, so gibt das die Sicherheit in seiner Freizeit (die ist ja inzwischen reichlich – im Vergleich zu früheren Jahren – ja es gibt sogar sabbatical Jahre)
    sich ganz seinen Ambitionen zu widmen. Das macht frei – außerdem gibt es, wenn man unbedingt sich verbreitet sehen will, die Möglichkeit von Selbstverlagen.

    Ich wünsche dir, dass du deinen Weg gehst, deine Erfahrungen machst und dich niemals entmutigen lässt zu schreiben. Es ist wie musizieren, es macht dich frei. Von Geld verdienen ist dabei nicht die Rede – das ist lediglich das credo zum Thema Erfolg in der kapitalistischen Welt – einer Welt die wir ja als AutorInnen sehr in Frage stellen.

    Liebe Grüße
    Roland W

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    1. Hallo Roland,
      was für ein bereichernder Kommentar. Danke dafür.

      Ich gebe zu, dass Social Media nicht das A und O ist, aber es kann schon etwas bringen, wenn man etwas anzubieten hat, das anderen etwas bringt. Ich beobachte das derzeit bei einem guten Freund von mir, der einen sehr erfolgreichen Onlineshop betreibt. Ob Bücher da das beste Medium sind, wage ich zu bezweifeln, aber wer weiß.
      Zum Glück halte ich mich von den Ratgebern fern, die du erwähnt hast und probiere mich einfach selbst aus. Teilweise sehe ich kleine Erfolge, die mich optimistisch stimmen, aber die Internetwelt fordert viel und ist sehr ungeduldig. Sich zu „zeigen“ ist eine Methode, die oft angesprochen wird. Nur wer sichtbar ist, der kann auch verkaufen. Mir geht es allerdings in allererster Linie um den Austausch und das Miteinander. In einigen Beiträgen habe ich es schon anklingen lassen, aber ich zähle mich zu den geselligen Menschen. Was absurd ist, da Schreiben eine einsame Tätigkeit ist. Wenn ich mich mit Autorenkollegen oder Freunden oder Lesern austausche, dann ist das für mich das größte Geschenk. Profitgier habe ich nicht. Es wäre nur schön, wenn ich irgendwann nur noch schreiben könnte. Mal sehen, ob mir das gelingt.

      Zum Thema Eigenverlag kann ich nur sagen: Ich hab es ausprobiert und es ist sehr, sehr zeitaufwendig, wenn man es richtig machen will. Aber ja, ich finde diese Alternative sehr gut.

      Ich wünsche dir einen wundervollen Tag und viele kreative Eingebungen.
      +Mika+

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  6. Herzlichen Dank für deine prompte Antwort auf meine Anmerkungen aus meiner persönlichen Sicht auf deine zur Diskussion gestellte Selbsterfahrung ‚Schreiben, das kann doch jeder‘.
    Es freut mich sehr zu erfahren, dass du ein geselliger Mensch bist – wobei es doch keine Rolle spielt, dass man während des Schreibens alleine mit sich und seinen kreativen Gedanken kämpft, um den treffenden Ausdruck ringt. Das sind die unerläßlichen ‚Fingerübungen‘ wie sie auch Musiker auferlegt sind, wenn sie anstreben gut spielen zu wollen.

    Jedenfalls das ist der Punkt, der jeden Schriftsteller (ja ich weiß, heute ist man ja gleich Autor/In) wirklich weiter bringt, wenn du mit deinen Geschichten leibhaft unter die Menschen gehst, sie ihnen vorliest, mit ihnen darüber diskutierst. Das gibt dann Mut oder neue Anregungen. Auch da habe ich meine Erfahrungen. Ich lebte vor einigen Jahren mal längere Zeit in Griechenland, in einem kleinen Dorf mit nur 80 Einwohnern, ohne Strom, fließendes Wasser. Abends saßen wir dann alle zusammen um ein Kaminfeuer, oder im Sommer auf der Zisterne und erzählten uns Geschichten. Wunderbare, phantastische, erfundene, erlogene, teilweise erlebte Geschichten. Ich hörte fasziniert zu, bis sie mich aufforderten, auch ‚meine‘ Geschichten zu erzählen, denn schließlich sei ich ja zur See um die halbe Welt gefahren, da erlebe man doch so einiges. Natürlich habe ich viel gesehen, erlebt, durchlitten, mehr Schreckliches als Schönes und es immer fleißig aufgeschrieben, aber mich nie außer einer Jugendseite einer Zeitung zu veröffentlichen getraut. Meine dörflichen Zuhörer waren aber völlig begeistert und so avancierte ich in ihrem Kreis zum beliebten Weltenerklärer.

    Das verschaffte mir große Befriedigung, mehr Lohn kann ein Schriftsteller kaum erhalten, als dass Menschen ihm fasziniert zuhören. Beim Lesen dagegen ist es so eine Sache, auch da ist der Leser allein und nur die Verkaufszahlen sagen aus, ob der geistige Stoff den man anderen anbietet, auch angekommen ist. Was fraglich ist, denn da ist viel Marketing mit im Spiel. Aber eben: wenn man vom Schreiben leben will, dann muss man dieses Spiel mitmachen. Das ist in meinen Augen aber ein Roulette, est gibt mehr als 100.000 (oder mehr) Neuerscheinungen im Jahr. Es ist wie mit dem Märchen vom Tellerwäscher zum Millionär – einer schafft es und Hundertausende vegetieren weiter als Tellerwäscher ihr Leben lang dahin.

    So mein Rat, wende dich einem interessanten Beruf zu, in welchem du mit Menschen zu tun hast, verdiene damit sicher deine Brötchen und steige ab und an mal eine Zeit aus, lebe in einer anderen Kultur nicht als Tourist, sondern als Gleicher unter Gleichen, es gibt nichts Besseres dadurch seinen Horizont zu erweitern. Schreibe so, wie Maler malen, Musiker musizieren, mit Herzblut, aber nicht mit dem Traum vom Schreiben (gut) leben zu können. Alles andere wird sich dann ergeben.

    Das ist nun wieder sehr lang geworden, verzeih, es ging mir wie dir: ich konnte mich nicht mehr bremsen. Nimmt das als Kompliment für deine Schreibkunst.

    Liebe Grüße
    Roland W

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